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Schlossberg-Runde von Flowerwalks.ch

Heute war ich ganz alleine unterwegs. Ich hatte mir mit der flowerwalks.ch app einen Weg in der Nähe ausgesucht. Eine tolle Seite mit diversen Ausflugszielen in die Natur - in allen Schwierigkeitsgraden und quer durch die Schweiz. Heute also sollte es der in der Nähe liegende Schlossberg sein - mit einer Wanderung auf der Krete tief ins Tal hinein, um an dessen Ende wieder in einem sanften Bogen zurück zur Burg zu führen; so der Plan. Startpunkt war die Endstation des Waldenburgerli, in Waldenburg. Um kurz nach 10 Uhr erreichte ich die Endstation. Das Wetter versprach wunderschön zu werden; noch hingen vereinzelte Wolken um den Schlossberg rum. Von da aus ging es rund 500 Meter Richtung Langenbruck. Kurz vor der letzten Kurve im Dorf zweigte der Wanderweg nach links ab - über die Strasse, wo es auch gleich schon ziemlich steil zwischen den Häusern anstieg. Nach ein paar hundert Metern sollte gemäss App der Weg im Zickzack durch den Steilhang unterhalb der Waldenburg durch Geröll und Fels zur Burg hinauf führen. 

 

Dem war auch so. Allerdings war er heute mit Durchgangsverbot und Absperrband gesperrt. Möglicherweise wegen der Witterung. Das Kalkgestein ist ja bekanntermassen splittergefährdet und um diese Jahreszeit, naja... OK, dann halt Planänderung. Ein Blick auf die App und ich folgte der Strasse. Aber wo führte die bloss hin? Dem Verlauf zu folgen hiesse wohl, irgendwann in Langenbruck oder wo auch immer zu landen. Also wieder ein paar Meter zurück und auf die etwas schmalere Waldstrasse einbiegen. Was für ein wunderbarer Ausblick. Grandios! Links von mir die Steilwand mit Föhren und sonstigen Nadelbäumen, oben drauf die Ruine, alles voll von der Sonne beschienen. Und irgendwo im Hang zwischen knorrigen Tannli sonnte sich gemütlich eine Gemse.

 

So schön! Und vor mir nicht weniger imposant, noch weit weg und weit oben ein Gupf, also eine Felsnadel sozusagen. Die sah ich später von ganz nah. Die Stimmung war sensationell! Nicht zu heiss, nicht zu kalt und Natur pur. Ein Blick nach oben auf die Krete und man hätte meinen können, irgendwo hoch in den Bergen zu sein. Schade, war Lars nicht dabei. Nicht das letzte Mal dachte ich, es hätte es sowas von genossen. Das war eine Wanderung ganz nach seinem Gusto. Nach einer Weile machte die Strasse einen sanften Bogen nach rechts. Ich aber wechselte kurz vor der Kurve über eine kleine Holzbrücke auf den schmalen Wanderpfad, der über Wurzeln langsam aber stetig nach oben Richtung Felsnadel führte. 

 

Schon nach den ersten paar hundert Metern - ich war schon ein gutes Stück über dem Tal - lagen gleich drei Bäume nebeneinander über den Weg. Kein Wunder, war der andere Weg gesperrt! Über alle drei rüberzukrabbeln, ging definitiv nicht. Das Risiko, dabei abzurutschen und in einen der vielen Ast-Abrisse zu fallen oder gar weiter runter, war zu gross. Also krabbelte ich den Hang hinauf und da über jeden Einzelnen drüber, da sie dort etwas weiter auseinander lagen. Ich hoffte, dass nicht noch mehr kamen, denn zurück laufen zu müssen, wäre echt doof gewesen.

 

Also weiter - und immer steiler. Wenn ich einen Blick runter oder in die Ferne geniessen wollte, hiess es jedesmal anhalten. Denn der Weg selber erforderte volle Konzentration. Ich war ja schliesslich nicht ganz so gewandt wie die Gämsen, die offenbar zahlreich hier unterwegs waren - den Spuren nach. Der Weg hatte sich inzwischen vom Wurzelpfad in einen Grobschotter-Pfad gewandelt. Und klar ging es immer noch steil rauf.  

 

Ich atmete schon mal tief durch, denn es war definitiv steil abfallend hier, aber immer noch unglaublich schön. Und tatsächlich stand ich dann plötzlich vor der Felsnadel. Wissend, wo die stand, wurde mir auch bewusst, dass es daneben mehr oder weniger senkrecht runterging. Aber die Fernsicht war einfach ein Traum. Und da stand er dann auch schon, der Wegweiser "Gerstelflue". Ach was, schon so weit? Aber: weiter gings. Links an der Felsnadel vorbei und schon führte der Weg einer hohen Felswand entlang. Es war immer noch ein schmaler Pfad - und da er im Schatten der Wand lag, auch noch mit Eis und Schnee bedeckt. Okay, das wird eine kleine Herausforderung, dachte ich. Und so ging ich nach wie vor achtsam und langsam die Wand entlang. Um mich rum zwitscherten die Vögel, die ich nicht zuordnen konnte. Aber egal, es war schön, dass sie mich begleiteten. 

 

Die Bäume hier, ob das wohl die Flaumföhren waren, wie in der App beschrieben? Keine Ahnung, aber die Szenerie war beeindruckend. Der Schnee war hier in der Sonne natürlich weg, auf dem feinen Grasboden liess es sich angenehm sitzen, die Natur geniessen und Tee trinken. Schon bald ging es weiter. Eigentlich hätte irgendwo links von mir ein Abzweiger nach unten sein müssen, bloss: Da lag noch überall Schnee. Und das junge Wanderpärchen, welches mich überholte, wusste auch nichts Näheres. Okay, dann halt weiter. Der Pfad führte auf der Krete entlang weiter in Richtung Rehhag. Da musste ich - nach einem Blick auf die App - ja hin. 

 

Bloss lag der Weg im Schatten und somit auch wieder unter Schnee und etwas Eis. Also weiterhin Augen auf und Vorsicht. Ich kannte ja die Örtlichkeiten noch nicht so genau und wusste daher nicht, ob es nicht irgendwo links von mir steil runter ging. Also auf dieser Wanderung bekam der Begriff "Trittsicherheit" wieder eine ganz besondere Bedeutung. Zum Glück hatte ich meine guten Wanderschuhe an. Inzwischen kamen auch noch weitere vier junge Wandersleute, die nach Eptingen wollten. Sie nahmen den Steilpfad Richtung Rehhag. Ich aber wandte mich bei der nächsten Abzweigung nach rechts Richtung Langenbruck/Schöntal. Das Risiko, alleine unterwegs irgendwo blöd zu stolpern oder so, war mir zu gross. So folgte ich den anderen beiden eine Weile den inzwischen breiten Wanderweg für etwa einen knappen Kilometer. Auch hier war es schön, ohne Frage. 

 

 

Und als der Weg wieder aus dem Wald führte, fand ich doch noch eine Möglichkeit, mich wieder nach links, und somit in Richtung Rehhag, zu wenden. Der kleine, fast unsichtbare Wanderpfad führte über die Wiese einen Hang und durch lichten Föhrenwald hinauf. Auch hier wieder eine wunderschöne Szenerie in warmer Wintersonne. Der Schnee war weg. Mal sehen, für wie lange. Als ich oben war, führte er wieder nach links - okay die Richtung stimmte, und der schneebedeckte Hang liess sich locker gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite sollte die Route dann gemäss Wanderapp wieder in den Wald und zum Rehhag führen. Auch hier wieder ein wunderschöner Ausblick. Hier noch im Schnee, im Rücken die warme Sonne und vorne schon fast der Frühling spürbar. 

 

Unten in der kleinen Senke führte die Strasse in Richtung eines Bauernhofs, aber mein Weg sollte irgendwo wieder nach links über die Weide zum Ende der ursprünglichen Krete führen. Die App leistete gute Dienste. Ich fand den "Einstieg", der auch genausogut ein Kuhpfad hätte sein können. Und da sah ich von weitem auch die kleine Wandergruppe, die oben vorbei lief - und hinter mir den Schneehang, den ich noch vor ein paar Minuten runter lief. Also rauf auf die Krete und da zeigte der Abzweiger auch schon an, dass ich jetzt beim Rehhag war und es links in Richtung Oberdorf ging. 

 

Tipptopp, ausser, dass ich jetzt wieder im Schatten und somit im tief verschneiten Hang lief - das sollte noch mindestens eine halbe Stunde so gehen. Der Weg war schon begangen worden, aber trotzdem hiess es "Augen auf". Schneeschuhe oder Wanderschuhe waren definitiv nicht dasselbe. Aber es war cool. Noch war ich ganz alleine. Es war etwa kurz vor dreizehn Uhr. Mein Ziel, die Wiese etwas weiter unten in der Sonne, war schon sichtbar. Auch hier war die Stimmung wunderschön, man wähnte sich noch mitten im Winter, mega!

 

Am Ende des Schneepfads erreichte ich den breiteren Wanderweg an der Basis des Kamms. Dort sah ich auch, wo der andere Weg einmündete, der weiter oben noch im Schnee versteckt lag. Zum Glück hatte ich den nicht genommen. Zuviel hätte ich verpasst! Schon bald sass ich unter der alten Eiche auf einem kleinen Sattel und genoss mein verspätetes Mittagessen. Oben, unterhalb der Krete waren jetzt am Nachmittag merklich mehr Leute unterwegs. Zum Glück war ich schon früher losgezogen. Nun hätte ich kaum mehr so viele Tiere gesehen.

 

Nach meiner Pause nahm ich die letzte Strecke unter die Füsse. Der Weg durch die Weiden führte zum Bauernhof oberhalb Waldenburg. Ich hätte natürlich auch Richtung Oberdorf laufen können, aber ich wollte mich an die geplante Tour halten.  

 

 

So lief ich bis kurz vor die Ruine, wo der Zickzackpfad durchs Laub hinunter zu den Häusern am Rande von Waldenburg und bald zum nahen Bach führte. Auch hier waren einige Wanderer unterwegs. Es war nicht mehr ganz so beschaulich wie bisher. Aber klar, hier war das Ziel ja auch in erster Linie die Ruine, nicht die Natur. So, jetzt noch das Brückchen und die letzten Meter zur Endstation. 

 

 

Ich erwischte grad noch die Bahn, welche losfuhr, kaum als ich sass. Später sah ich, dass sie um diese Zeit in engerem Takt fahren als am Vormittag. Ich genoss die lange Fahrt nach Liestal, es war doch einigermassen anstrengend gewesen, mehr als 10 Kilometer konzentriert durch Fels, Gestein, Schnee und Wiesen zu wandern. Aber jede Minute war es wert gewesen. Das möchte ich nochmals machen, wenn es Frühsommer wird. Aber andererseits: Es hat noch soooo viele schöne Wege, die sich zu laufen lohnen.

 

Die Tour findet sich auf der Homepage www.flowerwalks.ch.