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Zweidler-Viadukt - eine kleine Challenge

Heute waren Lars und ich unterwegs zum Zweidler-Viadukt. Der Plan war, ab Liestal bis zum Viadukt zu radeln, danach weiter via Eglisau nach Rafz. Und am nächsten Morgen sollte es wieder heimwärt gehen. Immerhin war die Strecke über 80 km lang (also bis Rafz wären es 95 gewesen). Aber wie so oft kam es etwas anders... Roger half uns in der Frühe, uns Räder reisefertig zu machen, sodass wir um kurz vor 8 Uhr losfuhren. Das Wetter war herrlich. Noch war es angenehm kühl, nicht zu heiss. Immerhin sollte es heute so um 28 Grad werden, je nach App. Wir fuhren via Frenkendorf, Augst nach Rheinfelden. Ab Rheinfelden gings an den Rhein hinunter, alles im kühlen, schattigen Wald auf Gravel bis Wallbach.

 

Dort führte der gut beschilderte Radweg auf die Hauptstrasse durch Mumpf, Stein und Richtung Sisseln. Das Stück zwischen Mumpf und Stein führte der Weg nur durch Markierung abgetrennt entlang der viel befahrenen Hauptstrasse. Es ist schon eindrücklich, wie sehr man den Verkehr wahrnimmt, so schnell und laut. Aber zum Glück war der Weg ab Stein-Sisseln wieder von der Fahrbahn abgetrennt. So fuhr es sich definitiv angenehmer. Ab Sisseln dann wieder auf der Strasse bis kurz vor Laufenburg. Da führte er über eine Überführung auf die Seite, wo man wieder gemütlich Laufenburg umfahren und via Rheinsulz und Etzgen radeln konnte. Und so führte der Weg mal leicht rauf und dann wieder runter Richtung Koblenz. Wir kamen sehr gut vorwärts, fast 20 km/h im Schnitt. Es war einfach herrlich, nicht zu heiss, immer mal wieder schattig und so friedlich, mal zwischen Maisfeldern hindurch, dann mal wieder den Wald entlang. Waldwege hätte es schon mehr geben können, aber das wären dann wohl eher Mountainbike-Wege gewesen.

 

Kurz vor Rümlikon schlängelte sich plötzlich eine extrem grosse Ringelnatter über den Radweg. Mann, waren wir überrascht. Das ging natürlich so schnell, dass wir sie gar nicht mehr fotografieren konnten. Aber den Moment werden wir nicht mehr vergessen! Mit diesem tollen Erlebnis im Rucksack fuhren wir weiter. Um kurz vor 11 Uhr waren wir in Koblenz und kauften uns am Kiosk bei der Tankstelle gekühltes Mineralwasser und Powerade, damit wir genug Flüssiges dabei hatten, auch wenn wir eh schon jeweils 2,5 l Isostar dabei hatten.

 

Und weiter gings in Richtung Bad Zurzach. Dort gabs eine kleine Trink- und Riegelpause. Richtig friedlich im Schatten beim Friedhofs sassen wir da und überlegten, was wir machen sollten/wollten. Denn es war klar, so gut wie wir jetzt vorankamen, wir hatten jetzt 70 Km geradelt, und würden wohl um 13 Uhr beim Zweidler-Viadukt ankommen. Und dann? Dann wären wir ja um halb zwei in Rafz und würden da quasi rumhängen... Wir könnten doch einfach wieder zurückfahren, also ganz langsam ohne Stress, meinte Lars. Dann sagte ich, ok, wenn wir so fit sind, wieso nicht? Also Hotel stornieren und weiter gings.

 

Nach weiteren 16 Km hügelauf und -runter kamen wir tatsächlich an. Es war schon eindrücklich, das Bauwerk, und die Glatt, die durch dieses Tal in Richtung Rhein führte, war so schön. So fuhren ein paar hundert Meter dem Fluss entlang und machten unter einer grossen Linde auf der Bank im Schatten Mittagspause. Es war jetzt kurz nach 13 Uhr. Wir zogen unsere Schuhe aus und kühlten unsere Füsse und Waden im Fluss. Es war ein Traum, die Stimmung, die Vögel, die Natur. Gleich bei unserer Ankunft sahen wir am anderen Flussufer eine Wasseramsel, die sich durch uns zum Glück nicht stören liess. Wenig später flog wie der Blitz ein Eisvogel vorbei. Wenn wir ihn gehört hätten, hätten wir ihn vlt. verpasst. Was für Glücksmomente!

 

Nachdem unsere Velo-Shirt wieder trocken waren und wir unser feines Sandwich gegessen hatten, machten wir uns bereit für den Rückweg. Es war jetzt 14 Uhr. Auch wenn es nun merklich wärmer war, sollte es locker reichen. Wir hatten ja keine Eile. Alles easy - noch. Also wieder hügelauf auf die Strasse und alles zurück. Bis nach Bad Zurzach sollte es nicht allzu lange dauern. Aber, wer hätte es gedacht, wir bekamen plötzlich Gegenwind. Das schmälerte unsere Freude etwas. Aber wir blieben dran. In Bad Zurzach gabs ne Trinkpause mit Zwetschgen, die wir zuvor an der Strasse gekauft hatten. Die waren lecker! Ich merkte schon, dass mir die Hitze etwas zusetzte. Ansonsten gings mir eigentlich ganz gut. In Koblenz kauften wir weitere 4 Liter Wasser und ne Banane. Ich musste feststellen, dass ich, wenn ich so lange fuhr und müde wurde, diese Kombi von "Hochleistungsriegel" und Isostar fast nicht runterbekam; daher die Banane.

 

So kämpften wir uns in der Mittagsonne an Leibstadt vorbei - wenigstens nicht auf der Hauptstrasse, sondern auf Gravel, auch wenn das für mich etwas anstrengender war. Weiter gings hinter Schwaderloch vorbei, bei Etzgen nen kleinen Anstieg hoch. Kurz nach Rheinsulz eine kleine Trink- und Sitzpause im Schatten, dann an Laufenburg vorbei und wieder auf der laaaangen Strasse in Richtung Sisseln. Für mich war die Hitze langsam aber sicher eine Herausforderung. Lars war geduldig und wir hielten gefühlt nach jeder kleinen Steigung an, um was zu trinken. Ich spürte je länger je mehr meine Arme und dachte manchmal, so ein Aero-Lenker (oder wie die heissen) der Triathleten wäre jetzt ganz cool. Ich wusste bald nicht mehr, wie ich greifen sollte, um die Arme zu entlasten. Lars spürte seinen Hintern und wie ich etwas die Knie. Irgendwann hatten wir auch dieses endlos doofe Strassenstück Sisseln-Stein-Mumpf-Wallbach überstanden und gönnten uns in Wallbach auf ner Bank eine weitere Pause.

 

Dann meinte Lars, wir könnten doch Wurstsalat mitbringen, er habe jetzt schon solchen Hunger. Gesagt, getan. Lars schrieb nachhause, dass wir Salat mitbringen würden. Aber er vergass zu erwähnen, dass wir erst 10 Km vor Rheinfelden waren... Um kurz vor 19 Uhr standen wir vor der Migros in Rheinfelden. Ich stakste etwas steifbeinig in den Laden und kaufte, was wir brauchten - und noch 2 Flaschen Apfelschorle. Ziemlich müde stiegen wir wieder aufs Rad und strampelten weiter. Lars meinte zwar irgendwann mal, was das für eine saublöde Idee gewesen sei... Aber so schlimm wars eigentlich gar nicht. Klar waren wir ziemlich erschöpft - und hatten auch zuwenig Essen mitgenommen, aber wir hatten es ja bald geschafft. Und wir hatten mehr als genug Wasser/Isostar dabei und Riegel. Und wir hatten die Option, anzurufen, wenn es nicht mehr gehen sollte.

 

So radelten wir in Zeitlupentempo nach Rheinfelden einen weiteren kleinen Hang. Eine weitere der unzähligen Trinkstops und dann ging es herrlich flüssig runter in Richtung Augst. Einfach laufen lassen, ohne gross radeln zu müssen. Wunderbar! In Augst bogen wir ab und fuhren schon bald der Ergolz entlang auf dem Gravelweg in Richtung Frenkendorf/Füllinsdorf. Nicht mehr lange, und wir hätten es geschafft. Kurz vor Liestal schlug die Uhr 20 Uhr. An der Kreuzung zur Sichternstrasse streikte ich. Mental schaffte ich die Strasse einfach nicht. Und wohl auch physisch wäre das nix geworden. Lars strampelte sich hoch. Und auf den letzten 100 Metern kam mir zuerst Svenja entgegen und schob mein Rad heimwärts. Später gesellte sich noch Lars dazu. Oben erwartete uns Roger grinsend. Ihn hatte diese Aktion nicht überrascht, nachdem er am Mittag gesehen hatte, dass wir um 13 Uhr schon am Ziel waren. Um kurz vor halb neun sassen wir alle vor unseren Tellern, gefüllt mit leckerem Wurstsalat!

 

Ich war so erschöpft, dass ich zuerst gar nicht so richtig essen mochte. Aber Durst hatte ich. Roger hatte uns auch die entsprechende Nach-dem-Training-Dosis Sponsor vorbereitet. Die tat so gut. Und das Wärmegel danach für die Beine taten extrem gut. Lars bekam dann zwar erneut so komische Atmungsprobleme, aber das gab sich zum Glück bald wieder.

 

Es war ne verrückte Aktion, 170 Km bei diesem hochsommerlichen Wetter. Aber: Wir hatten viel mitnehmen können sowohl an Eindrücken als auch an Erfahrung. Wir hatten grundsätzlich alles richtig gemacht: Genug Flüssigkeit, genügend Riegel, viele Pausen. Natürlich hatten wir auch Glück in Bezug auf die Räder. Wir hatten keine Pannen. Und wir beide wissen, was wir künftig - jeder für sich - anders oder gleich machen würde. Es war ein tolles Erlebnis ohne Wenn und Aber! Am Samstag dann putzten wir zu dritt unsere drei Räder, Roger, Lars und ich. Svenjas Rad brauchte noch keine Wäsche. Das machen wir ein andermal.



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