
Heute war zuerst ein Blick aufs Wetter gefragt und dann entscheiden, wohin wir schlussendlich fahren bzw. wandern gehen wollten. Es wurde dann die Tour von Tinizong nach Pensa und noch ein Stückchen höher nach Bartg. Um kurz von halb elf stiegen wir aus dem Postauto in Tinizong und machten uns auf den Weg. Schon kurz nach den ersten 100 Metern gings schon zügig steil bergan. Zuerst folgten wir der Strasse, bevor der Wanderweg sich zu einem schmalen Pfad durch die Tannen verengte. Der Puls stieg, die Freude aber auch. Es war zumindest nicht so neblig wie tags zuvor und so stiegen wir guten Mutes über Stock und Stein. Nach einer Weile liefen wir auf der Strasse weiterhin bergauf, allerdings nicht mehr ganz so steil. Doch auch dieses Teerstück endete irgendwann, und wir bogen auf einen weiteren steil ansteigenden Weg. Schmal ging es stetig bergan durch lichten Wald. Zuvor aber überquerten wir zwei Bäche, die schwungvoll zu Tal flossen; immer wieder ein schönes Bild. Die Steigung verringerte sich bald mal ein wenig und nochmals querten wir einen kleinen Bergbach. Die Stimmung war wunderbar, die Sonne zeigte sich endlich und beschien die schöne Berglandschaft. Leider sahen wir bislang keine Vierbeiner, aber immerhin unzählige Vögel. Um kurz vor Mittag erreichten wir die Kurve bei Pensa. Eine kleine Pause, dann überlegten wir, ob wir die etwa 200 Höhenmeter zum höher gelegenen Bartg laufen wollten. Wir wollten. Zuerst entdeckten wir ein Reh oder einen Hirsch (ohne Feldstecher doch etwas weit weg, aber trotzdem schön). Und schon bald stiegen wir einen weiteren steilen Bergwanderweg hinauf, um dann nach einer halben Stunde beim Dörfchen anzukommen.
Wäre es jetzt wärmer (es waren knapp 10 Grad) und sonniger – weit oben war nur Nebel zu sehen – hätten wir uns echt überlegt, die übrigen 400 Meter noch zu packen und zum auf 2580 Meter liegenden Lei Tigiel hinauf zu kraxeln. Gemäss Fotos wäre es eine traumhafte An- und Aussicht. Aber wir wollten nichts herausfordern, so liessen wir es. Wir nahmen den Weg, den wir uns geplant hatten und liefen die Schotterstrasse entlang, die sich in grossen Schlaufen talwärts bewegte. Um uns rum immer noch Vogelgezwitscher, unzählige wunderschöne Alpenflora, beeindruckende Tannen.
Bei Castelas mündete die Strasse in eine weitere. Diese nahmen wir, und so ging es munter rauf und wieder runter – fast wie im Jura. Wir durchquerten Wiesen und Wälder, immer mal wieder an einem Heuschober vorbei. Weit unten schon entdeckten Lars und ich ein Sommergoldhähnchen. Unglaublich, wie nah an der Strasse sich das Vögelchen zeigte. Es hüpfte munter auf den Ästen umher und suchte nach Nahrung. Es liess sich überhaupt nicht stören, bald sahen wir auch, weshalb. Ein Ästling sass mucksmäuschenstill auf einem Ast und wurde vom Elterntier gefüttert. Wie cool! Sowas hatte ich bislang noch nie gesehen. Fasziniert schauten wir dem Tier zu, gingen dann aber zügig weiter, weil wir nicht stören wollten. Und weiter ging der Weg. Den grössten Teil noch angenehm, mal auf Schotter-/Kiesstrasse, mal wieder auf einem Wurzelwanderpfad. Ganz am Schluss mussten wir zwar wieder auf der Teerstrasse laufen, meine Füsse – und nicht nur meine – fanden das gar nicht lustig. Aber es war ja nur ein kurzes Stück. So sassen wir denn um kurz vor halb vier bei der Bushaltestelle, von wo wir morgens gestartet waren.
Dreizehn Kilometer und viele schöne Momente später liessen wir uns mit dem Postauto wieder nach Hause nach Bivio chauffieren; auch mal schön. Das Wetter war bis am Schluss mit uns. Es war zwar ziemlich kühl, aber alles in allem angenehm. Morgen soll es ja der sonnigste Tag der Woche werden; gerade richtig für unsere Wanderung, die uns vom Julierpass über die Fuorcla digl Leget via Lei Neir / Alp Natons nach Bivio führen soll.
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