
Heute hatten wir ein ambitioniertes Ziel. Wir wollten die Tour Corcelles – Raimeux Sommet – Corcelles wandern; insgesamt etwa 23 km. Einerseits wollten wir testen, wie es uns nach einer so langen Wanderung geht bzw. wie gut wir uns danach erholen, andererseits sah die Strecke in Komoot spannend aus. Da die Lauflänge mit 8 Std. angegeben war, starteten wir schon früh. Vorsichtshalber hatten wir uns für unser Vorhaben einen nicht ganz so heissen Tag ausgesucht. Um kurz vor 8 Uhr schnürten wir uns am Parkplatz oberhalb Corcelles unsere Schuhe. Schon zu Beginn ging es steil bergauf und unser Puls kam schon ordentlich in Trab. Wir liefen rechts vom Gore Virat. Das war zwar nicht so geplant, aber das merkten wir leider erst zu spät. Naja, es war nicht so schlimm, denn etwas weiter oben sahen wir den Bachverlauf und die Stufen und die «Ruttschbahnen», die das Wasser in den Stein geschliffen hatte. Schon das war sehr eindrücklich. Der Pfad schlängelte sich auch auf dieser Wanderung über Wurzeln und Kalkgestein durch lichten Wald. Hier bestand die Vegetation noch aus vielen Farnen, Waldgras, ährigen Graslilien und sonstigen Waldpflanzen. Unterwegs informierten Schilder über die Gestaltung des Karstgesteins, natürlich alles auf französisch. Nachlesen würde ich das zuhause. Auch hier waren die knorrigen Föhren zahlreich.
Irgendwo im dichten Wald unterhalb der Felswand hörten wir eine Gämse springen, d. h. Roger und Lars sahen sie grad noch knapp über die Felsvorsprünge springen und in einer Schlucht zwischen den Bäumen verschwinden.
Nach knapp einer Stunde erreichten wir die Felsen auf der ersten Anhöhe. Beeindruckend, wie diese durch die wohl Jahrmillionen ausgewaschen worden waren. Hier gings noch ein paar Stufen hinauf. Dann wars geschafft. Wir traten hinaus auf eine Juraweide und liefen den Wald entlang. Noch wollte sich die Sonne nicht so recht zeigen. Es war noch leicht nebelverhängen, eine ganz spezielle Stimmung. Der Pfad führte uns am Waldrand entlang bis zu einer schönen Raststelle mit ein paar Tischgarnituren und einer schönen Feuerstelle. Aber morgens um kurz nach 9 Uhr war nicht wirklich Pausenzeit für uns, zumal wir ja quasi am Anfang der Tour waren. So gönnten wir uns einen Blick ins Tal in Richtung Corcelles und liefen dann Richtung Norden auf die Kuppe zu. Zuerst ging es unter einer Reihe Linden hindurch den Hof mit dem Restaurant «Raimeux». Auch hier zwitscherten und plauderten Vögel aller Art inkl. Rauch-, Mehlschwalben und Stieglitzen pausenlos. Die erste Kuhherde war zu sichten. Wir durchquerten den Hof und liefen gemütlich weiter in Richtung Krete, dem Sommet de Raimeux entgegen. Die Wiesen waren nur teilweise gemäht.
Schon bald hatten wir die Möglichkeit zu wählen: Entweder den Weg über die sogenannten Wytweiden, der etwas sanfter anstieg, oder den geradeaus durch die hohen Tannen direkt zur Krete zu nehmen. Wir gingen geradeaus. Es war wunderschön. Die hohen Tannen hier im Jura sind einfach imposant. Wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde, perfekt. Aber auch so wars speziell, leichter Nebel – eine Stimmung wie im frühen Herbst. Schon bald änderte sich das Bild, die Tannen standen nun etwas lichter und schon bald durchquerten wir eine Wiese, auf der das Gras mehr als kniehoch stand. Einen Monat früher wäre hier wohl alles in Blüte gestanden, vom gelben Enzian über Leimkraut und vieles mehr. Immerhin waren noch Glockenblumen und Gufechüssi zu sehen. Am Rand einer Weide verzweigte sich der Weg nochmals. Wir begrüssten eine weitere Herde von Rindern und liefen den letzten Hang hinauf. Oben angekommen führte der Weg auf der Krete wieder durch Unterholz und zwischendurch durch einfach durch halbhohes Farn-, Himbeeren- und Haselgesträuch. Ein paar letzte Erdbeeren waren auch zusehen nebst diversen niedrigen Sommerblumen. Ein typischer Jura-Kretenweg, wie wir ihn bereits auf unseren vorherigen Wanderung schon einige Male angetroffen hatten. Über Wurzelwerk ging es rauf und runter. Leider konnten wir aufgrund des dichten Nebels unterhalb des Kamms nicht auf die Ebene und die Hügel- bzw. Bergzüge dahinter sehen. Schade, aber nicht zu ändern. Zu sehen wären gewesen. Delémont, Courchapoix und weitere kleine Dörfen – und ganz hinten eben die Vogesen. Um kurz vor 10 Uhr erreichten wir den Sommet de Raimeux und den ehemaligen Militärturm Le Signal (etwa 10 Meter hoch). Hier hätte man bei schönem Wetter eine herrliche Aussicht. Die Plattform zu erreichen, war eine kleine Herausforderung. Hier konnte man auch den QR-Code der 26-sommet.ch-Tour scannen. Offenbar hatte Ochsner Sport eine solche Challenge lanciert. Wir hingegen machen ja unsere eigene Challenge. Nach diesem kurzen Halt setzten wir unseren Weg fort. Weiter gings über nebelverhangene Wiesen zu einem kleinen Weiler in Richtung Moutier entgegen. Auch hier waren zahlreiche Rinder am Weiden. Vorbei an einem riesigen Stapel an Tannenstämmen führte der Weg durch die Wiesen zum nächsten Weiler. Als nächstes liefen wir auf dem Gemeindegebiet von Belprahon. Hier wurden wir von einer Gruppe E-Bike-Fahrer überholt. Die waren definitiv nicht alle wirklich sicher auf ihren Rädern unterwegs. Aber egal, jeder fängt ja mal klein an. Die Gruppe hielt wenig später an einer SAC-Hütte. Wir aber liefen an der Hütte vorbei unserem Ziel entgegen, dem Aussichtspunkt oberhalb Moutier.
Da sich der Nebel inzwischen verzogen hatte, liessen die Lücken zwischen den Bäumen einen Blick in die Ebene hinter dem Hügelzug zu; beeindruckend, diese Fernsicht bis zu den fernen Vogesen. Einmal mehr durch hohes Gras zwischen noch höheren Bäumen hindurch ging es bald wieder auf den Kretenweg. Rechts von uns gings steil runter. Hier sollte man seine Schritte auch mit Bedacht wählen, sonst könnte ein Stolperer der letzte gewesen sein. Über Stock und Stein bzw. Wurzelwerk führte der schmale Weg leicht abfallend schon bald wieder – einmal mehr – in eine Wiese. Hier war das Gras gemäht und der Weg wurde wieder breiter, offenbar ein Fahrweg. Es war schon speziell, die Stimmung. Die Sonne schien sich inzwischen durchgesetzt zu haben. Zumindest blinzelte sie immer wieder zwischen dem Lauf durch; wunderschön. Inzwischen hatte der Weg in eine breite Mergelstrasse eingemündet. Diese führte mehr oder weniger direkt zum Aussichtspunkt. Hier sah konnte man einen Blick auf die wirklich beeindruckende Felswand werfen. Unten im Tal konnten wir gerade noch die beiden Tunnelröhren der A16 sehen, die in den Tunnel unter dem Grencherberg hin Richtung Biel führten.
Es war inzwischen kurz nach 11 Uhr und wir hatten ursprünglich geplant, hier ein Feuerchen zu machen und unsere Chlöpfer zu bräteln. Aber einerseits war es hier zugig, es hatte keine Feuerstelle und so richtig gemütlich sah es hier nicht aus. Also kraxelten wir den Hang wieder hinauf und liefen auf dem schmalen Wanderweg weiter. Er mündete wieder in die Waldstrasse. Dieser mussten wir zum Glück nur kurz folgen, denn schon bald zweigte es ab in den Waldpfad. Komoot leistete schon gute Dienste, auch wenn wir uns auf der Tour mehrmals an seltsamen Orten wiederfanden, die sich als «Insiderweg» entpuppten. Es war zumindest unterhaltsam, sich immer wieder neu zu orientieren. Um kurz vor 12 Uhr fanden wir am Rande des Pfads eine wunderschöne lauschige Feuerstelle, wo wir unsere Mittagspause machten. Schon nach ein paar Minuten knisterte unser kleines Feuerchen munter, die Chlöpfer waren lecker. Nach dieser gemütlichen Pause mit etwas Sonne und tollem Ausblick ins Tal Richtung Corcelles und weiteren Dörfchen liefen wir weiter.
Schon bald wurde es wieder anspruchsvoll. Anfangs stieg der Weg nu moderat an, rechts und links von uns war der Waldboden mit feinem Gras bedeckt, richtige Waldwiesen, wunderschön. Nochmals an einer lichten Stelle nochmals einen Blick auf imposante Felsen und ins Tal. Und schon bald stieg der Pfad sehr steil an. Irgendwo schienen wir eine Abzweigung übersehen zu haben. So ganz klar wurde uns das nicht, aber egal. Nun hiess es, mehr oder weniger senkrecht den Berg hinaufzusteigen. Oben angekommen noch ein paar weitere kleine Hügelchen, inzwischen nichts mehr Unbekanntes im Jura. Kurz danach liefen wir wieder über gemähte Weiden. Nochmals einen Pfad in die Höhe, dann wieder runter durch ein Waldstück auf eine weitre Wiese. Das war ein Glücksgriff (auch wenns ein «Insiderweg» war). Denn hier sahen wir eine Herde von insgesamt 20 (!) Gämsen. War für ein Glück. Noch nie hatten wir so viele aufs Mal gesehen. Wir genossen diesen Anblick noch eine Weile. Dann folgten wir dem seltsamen Weg eine Weile, um erneut – wen wunderts – wieder auf die Strasse zu gelangen. Aber wir fanden auch hier wieder eine Möglichkeit auf unsere ursprüngliche Tour zurückzufinden. Auch dies wieder sehr speziell, aber kein Problem. Auch dieser Weg führte irgendwann wieder auf eine breite Strasse.
Diese führte direkt nach Raimeux. Eigentlich war es eine sehr schöne Schotter-Mergel-Strasse, aber nach knapp 20 Wanderkilometern waren wir einigermassen müde und hatten eigentlich keine Lust, die restliche Wegstrecke auf einer abfallenden Strasse zu laufen. Unsere Knie fanden das auch nicht wirklich lustig. Aber wir hielten durch. Lars fand eine Abkürzung zwischen Ziegen-, und Kuhweiden hindurch. Dieser führte nochmals leicht bergan. Wir waren einmal mehr froh, dass wir wirklich frühmorgens gestartet waren, denn nun war die Sonne da und es war ziemlich warm. Noch eine kurze Weile und wir erreichten den Gore Virat. Die diversen Wasserfälle gingen wir nicht mehr gucken, denn wir waren jetzt ordentlich müde und ein Blick auf Bach hätte geheissen, nochmals einige Meter auf der linken Seite hochzusteigen. So passierten wir den schmalen Steg und nahmen die letzten 200 Meter unter die Füsse. Am Parkplatz wechselten wir Schuhe und Shirts – und fuhren heimwärts. Wir konnten zurückblicken auf eine wunderschöne Wanderung von etwas über 22 km auf den Jurahöhen.
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