
Weil es gestern auf dem Holzweg so wunderbar gut gelaufen ist, wollte ich heute gleich nochmals testen, wie mein Hallux reagiert, wenn ich 2 Tage hintereinander wandern gehe. So habe ich gestern in Komoot einfach mal aufs Gradwohl im Aargau auf ein "Wandermännli-Ikon" gedrückt. Und dann kam schon der Vorschlag Geissflue, auf den höchsten Punkt im Aargau. Na, das war ja cool, aber es kamen gleich deren 5 Vorschläge. Wir hatten also quasi die Qual der Wahl:-).
Ich nahm einfach mal die mittlere mit knapp 10 km. Der Start sollte ab der Salhöhe sein, also die Passhöhe der Staffelegg.
Um 9 Uhr schnürten wir auf dem Parkplatz auf der Salhöhe die Wanderschuhe, Lars schulterte den Rucksack und es konnte losgehen. Heute hatten wir bloss Wasser und Äpfel dabei. Geplant war bis Mittag (mit Bierli beim Restaurant Chalet auf der Salhöhe). Das Wetter war prächtig, die Sonne schien, die Stimmung war wunderbar. Die ersten Wanderer standen auch schon bei der "Schilder"stange. Da waren div. Wege angegeben, mit verschiedenen Farben markiert. Die auf der Strecke wiederzufinden, wäre allerdings eine kleine Herausforderung gewesen. Aber egal, wir hatten ja die App auf allen 3 Handies.
Der Weg führte gleich zu Beginn bergan. Schon bald hatten wir zu entscheiden: Rechts oder links? Wir entschieden uns für rechts. Wie gesagt, es war nicht immer ganz klar. Beidseits säumten Kräuter, Blumen und blühende Büsche den Pfad. Die Sonne tauchte die Szenerie in weiches Morgenlicht. Mal im lichten Wald, mal wieder an einer Lichtung vorbei. Mal passierten wir einen kleinen "Steinbruch", mal wieder wanderten wir am Waldrand entlang.
Die Vögel zwitscherten pausenlos. Schmetterlinge waren unterwegs, hier und da huschte eine Eidechse über den Weg. Irgendwann liefen wir auf einer Anhöhe mitten in den Wiesen mit Aussicht auf die Ebenen, die Hügel und weiter entfernten Bergketten. Bloss hatten wir keine Ahnung, was das alles war. Die Burg weit weg entpuppte sich dann auf der Geissflue als Farnsburg. Die Vielfalt an Blumen war einmal mehr beeindruckend. Von Wiesenbocksbart über weissen Hahnenfuss, Bachnelkenwurz und Guufechüseli was alles dabei, was das Insektenherz begehrt. Am Rand der Wiesen begegneten wir einem Bauern, der mit einer kleinen Mähmaschine die Wiesenränder mähte, als Vorbereitung auf die spätere Mahd. Er erzählte uns, dass er schon frühmorgens mittels eines Drohnenspezialisten seine Wiesen habe kontrollieren lassen, denn es gäbe wirklich nichts Schlimmeres als Rehkitze niederzumähen. Eines hätten sie gefunden und in Sicherheit gebracht. Es sei wirklich schwierig, um diese Jahreszeit einen Spezialisten zu finden. Es gäbe echt zuwenig. Hier ist noch viel Potenzial!
Wir setzten unseren Weg fort und sahen bald darauf einen weiteren, der seine Wiesen vorbereitete. Inzwischen wars schon ziemlich warm und wir waren froh, dass wir nicht nur in der Sonne zu laufen hatten - und dass es noch einigermassen früh am Tag war. Irgendwann standen wir wieder an einer Kreuzung, an der wir entscheiden mussten, welche der vielen Varianten wir nehmen sollten. Hauptsache: Geissflue.
Ein kurzes Stück der Hauptstrasse entlang und dann gings wieder in den Wald und bergauf. Dieses Mal auf einer Waldstrasse, die auch Bikern als Verbindungroute nach Aarau dienen sollte. Das wäre sicher auch mal einen Ausflug wert - mit dem richtigen Velo. Im Halbschatten hatten wir auch diese Steigung bald geschafft.
Irgendwo in der Hälfte zweigte der Weg nochmals links ab in Richtung Geissflue. Wir fanden uns auf dem schmalen, weichen Wanderpfad im Wald über Wurzeln und Steinen. Und ui: Kurz vor dem Gipfel entdecken wir eine Ringelnatter - zumindest nahmen wir an, es sei eine. Sie war hellgrau und knapp einen halben Meter lang. Im Nachhinein war ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob es nicht auch eine Viper hätte sein können, denn ich hatte den Kopf nicht so richtig gesehen. Nach dieser schönen Entdeckung standen wir schon bald auf der Gipfelhöhe, im Wald mit Ausblick auf die Farnsburg und unbekannte Hügelketten und Dörfer - unsere geografischen Kenntnisse könnten definitiv besser sein. Hier waren schon mehr Leute unterwegs. Das Gipfelbuch hatten wir leider übersehen. Davon erzählte mir eine Arbeitskollegin ein paar Tage später.
Wir zogen nach einer kleinen Rundumblick-Pause bald weiter. Der Waldpfad schlängelte sich bergab in Richtung Barmelweid. Auf dem Weg fanden wir auch einen wunderschönen ruhigen Rastplatz in der Sonne. Der wäre auch schön gewesen, wenn wir vorgehabt hätten, länger Pause zu machen. Aber klar, wir genossen auch hier den Ausblick in unbekannte Ferne - wohl Richtung Aarau oder so. Und weiter ging es bergab. Zuerst auf dem schmalen Weg, dann auf einer Waldstrasse, aber nur kurz, denn schon bald hatten wir wieder 3 Möglichkeiten. Wir nahmen den Weg über die Barmelweid, um uns schon bald auf dem Gelände der Reha-Klinik Barmelweid zu finden. Unterwegs bestaunte ich - wen wundert's wiederholt die Akeleien, Heckenrosen und vieles mehr. Nach der Barmelweid führte die ehemalige Zufahrtsstrasse zum Ferienheim der Stadt Aarau. Lars meinte, dort in der Schulzeit mal gewesen zu sein während der Wanderwoche.
Und wieder gings bergauf, je länger je steiler. Wir hätten zwar ab dem Schulheim einen Weg geradewegs zur Salhöhe nehmen können, aber wir dachten, wenn wir uns schon so gut fühlen, nehmen wie eine weitere Schlaufe dazu. Diese führt über 97 (!) Stufen auf eine letzte Anhöhe. Lars bestieg sie locker wie immer, Roger joggte hinauf. Ich meinerseits nahm sie zählend und im Wandertempo. Es war auch so anstrengend genug, die hohen Stufen zu nehmen. Oben angekommen einmal mehr die Frage rechts oder links? Nichts mit farbigen Schildern oder so :-) - wir entschieden uns für rechts. Dieses Mal führte der breite Weg wieder langsam, aber stetig nach unten, um am Ende natürlich langsam und stetig wieder anzusteigen.
Am Ende des Weges fanden wir uns an der Hauptstrasse, die nach ein paar hundert Metern direkt beim Parkplatz/Restaurant endete. So jetzt noch kurz die Shirts wechseln und ab in Restaurant, wo wir uns gemütlich ein abschliessendes Bier gönnten. Das war wieder eine wunderschöne Wanderung, ganz nah und doch neu und unbekannt. Und wie gewohnt: hügeliauf, hügeliab wie so oft im Baselbiet, Solothurn und Aargau!