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Welschenrohr-Tannmattchopf-Welschenrohr

Heute genossen wir eine besondere Wanderung; anstrengender als gedacht, aber wunderschön! Um 9 Uhr starteten wir vom Parkplatz in Welschenrohr. Noch war der Himmel etwas bedeckt, leichte Nebelschwaden hingen über der Ortschaft. Aber das war gut so, sollte es doch bald aufwärts gehen, in Richtung Wolfsschlucht.

 

Kurz nach Ortsausgang stieg der Weg an. Weit oben in den Felsen war die Bärenhöhle zu sehen. Wie alt die wohl ist? Anfangs liefen wir zwischen Wiesen und Feldern. Die einzelnen Buschgruppen (Schlehdorn und Hundsrose) waren locker darauf verteilt. Während der Schlehdorn hier bereits verblüht war, trugen die Rosen erst einzelne Triebspitzen und Blütenknospen. Die Stimmung war speziell. Die Sonne liess sich bloss erahnen.

 

Bald führte der Wanderweg in den Wald und stieg immer noch leicht an. Auf der Wegmiete sahen wir zahlreiche Weinbergschnecken, so schön, dass man die hier noch sehen konnte. Also immer gut achtgeben beim Wandern! Am Ende des Weges stand ein Schild "Biken verboten" - es war bald klar, wieso: Hinter dem Schild gings stracks um den Felsen herum und direkt auf einem Zickzackweg steil runter. Also da müsste man als Biker schon (todes)mutig sein, es trotzdem zu wagen. Auch zu Fuss hiess es achtsam sein, die Holzstufen konnten schon rutschig sein. Unten angekommen fanden wir eine weitere Höhle, in der man ohne Weiteres gut hätte unterstehen, grillieren oder gar übernachten können. Aber das war ja nicht unser Ziel. Wir wollten weiter. Und vor allem wollten wir den Wanderpfad vor der Wandergruppe erreichen, die von rechts unten die Wolfsschlucht raufkam. Der Weg schlängelte sich in der Mitte des Steilhangs dem Schluchtende entgegen. Tief unten plätscherte der Bach über bemooste Steine an umgefallen Bäumen vorbei ins Tal. Es war wirklich wunderschön, hier entlang zu wandern. Alles hier schien seinen natürlich Kreislauf zu gehen. Am Ende der Schlucht führte der Weg zwischen zwei Felsen hindurch. Nach dem Durchgang konnte man wählen zwischen links - in Richtung Welschenrohr - oder nach rechts hoch, allgemeine Richtung Kamm und somit in Richtung Tannmattkopf. Wir wählten die Abzweigung nach rechts. Noch immer liefen wir im Wald, passierten umgefallene Baumriesen, hörten viele Vögel zwitschern und irgendwo in der Nähe den Buntspecht lautstark klopfen. Ansonsten war es still. Auf dem Weg hinauf begegnete uns noch ein englisch-sprachiger Trailrunner. Er trainierte für irgendein einen längeren Berglauf. Ein kurzer Schwatz, dann gings für uns alle weiter. Er nach unten, wir nach oben.

 

Inzwischen waren wir etwa 1 1/2 Stunden unterwegs. Nun auf einer Bergwiese hörten wir weitere Piepmätze und konnten sogar zwei putzige Sommergoldhähnchen entdecken. Auch hier war die Flora üppig. Bereits blühten gelbes Fünffingerkraut, Frühlingsenziane, Sumpfdotterblumen und viele mehr. Und die Kaulquappen waren auch schon am Zappeln - in einer grösseren Wasserpfütze bei einer Kuhtränke. Das würde noch ne Weile halten, denn der Überlauf lieferte zum Glück laufend Wasser. Noch eine Weile über die Bergwiesen und auf der Kuppe rechts ab. Da zeigte das Wanderschild in Richtung Herbetswil. Mal schauen, ob man da nicht auch eine gute Sicht hat, denn die Sonne war inzwischen voll da. 

 

urz danach standen wir auf der anderen Seite des Grat-Wäldchens, genossen den Blick auf das Tal, die Jura-Bergkette, Balsthal weit weg und überhaupt das wunderschöne Wetter.  Es war einfach beeindruckend. In der Ferne die Dörfchen, ein leichter Wind wehte, die Sonne schien, der Schlehdorn stand kurz vor der Blüte. Sogar eine kleine Feuerstelle gab es. So war es natürlich beschlossene Sache, dass wir unsere Chlöpfer nicht kalt essen würden. Schon bald brannte ein kleines Feuer, das wir dank ein paar dürrer, nicht zu nasser Zweige in Gang bringen konnten. War das lecker – das hatten wir viel zu lange nicht mehr gemacht. Die verschwitzten Shirts hatten wir schon längst gewechselt, sodass wir nach der Pause mit trockenen Kleidern weiter wandern konnten. 

 

War ja klar, dass wir noch weiter hoch mussten, obwohl mir das zuerst wirklich nicht bewusst war. Der schöne Schotterweg führte noch kurz über die Wiesen, dann in einen sehr lichten Wald und bald steil hinauf zum Tannmattchopf. Auch beim Bergrestaurant war es noch nicht fertig. Es ging nochmals ein ganzes Stück eine Almwiese hinauf. Aber dann standen wir wirklich oben auf dem besagten «Gipfel». Ein kurzes Stück auf der Krete, mit Sicht auf die Vogesen (nehme ich mal an), links von uns der Jura-Bergkamm, dann führte der Weg auch schon wieder steil hinunter. 

 

Lars freute sich: Er sah nämlich, dass es auf der anderen Seite wieder bergauf ging. «geil!» war sein Kommentar. Also runter, an einem Bauernhof vorbei, kurz dem pfeifenden Wind gelauscht und dann wieder hoch. Aber nicht allzu lange, denn der Weg bog ab und führte eine kleine Ewigkeit dem Hang entlang im Wald, auf einem seeehr schmalen Pfad. Der war von einer dicken Laubschicht bedeckt, was das Laufen nicht grad erleichterte. Und inzwischen spürte ich auch meinen Hallux, grad, wenn man so einseitig lastig gehen muss. Dafür konnten wir anfangs einem Schwarzmilan beim endlosen Gleiten zusehen. War schon genial. 

 

Immer noch Weitsicht ohne Ende. Und danach – wen wundert’s – ging es nochmals sehr steil hoch. Der erste Anstieg ging ja noch. Lars und Roger liefen mir voraus und auf der ersten Kuppe rief Lars: Coole Bike-Strecke! Da ahnte ich schon, was kam. Ein Steilhang, der gefühlt fast einen Überhang hatte. Käme man den ohne Schuhprofil überhaupt hoch? Nach 10 Minuten hatte ich es auch geschafft und als Belohnung erneut traumhafte Aussicht. 

 

Von nun an ging es wirklich nur noch runter. Zuerst zu einem weiteren Hof, wo auch eine Bushaltestelle war. Dort trafen wir wieder auf die Wandergruppe. Die hatten aber einen anderen Heimweg; wohl mit dem Postauto. Der Weg führte über die Wiesen schon bald wieder zwischen die Bäume. Nun wurde es wieder anspruchsvoll. 

 

Der gewundene Zick-Zack-Weg führte durch lichten Wald steil hinunter. Da auch dieser Weg dicht mit Laub bedeckt war, hiess es auch hier wie schon zuvor Augen auf und immer schön achtsam. Denn darunter lagen wie immer Steine und Wurzeln versteckt. Aber es war wirklich wunderschön. Inzwischen war es kurz vor halb zwei, schön sonnig, aber nicht zu heiss. Lars nahm die eine oder andere Abkürzung über die Schotterhänge; quasi schlitteln auf Schotter. Uns war diese Art zu risikoreich. Wir liefen schön gemütlich. Irgendwann wurde aus dem Laubpfad ein angenehmer schmaler Wanderpfad.

 

Einiges weiter unten, aber immer noch oberhalb von Welschenrohr liefen wir nun wie damals in Bivio auf einem breiten Fahrweg aus losem Untergrund in Richtung Ortschaft. Hier waren die Wiesen wieder goldgelb vor lauter blühendem Löwenzahn – ein wunderschönes Bild. Es war schon eindrücklich, wie unterschiedlich die Vegetation auf so kleinem Raum, aber einem Höhenunterschied von knapp 700 Metern war. 

 

Vor zwei Stunden, beim Bräteln, sahen wir noch einen Minifleck Schnee, die Schlehen noch in Knospen, hier standen die Apfelbäume bereits in voller Blüte. Herrlich! Noch ein paar hundert Meter und um Punkt 14 Uhr standen wir wieder beim Auto. Müde, mit schmerzendem Hallux (zumindest ich), aber rundum zufrieden nach knapp 14 Kilometern im Jura fuhren wir nach Hause. Ein rundum wunderbarer erlebnisreicher schöner Wandertag! Jura, wir kommen wieder!