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Sonntagswanderung Sichtern - Gempen

Dieser Sonntag wurde wieder was Besonderes. Es war ein typischer April-Wetter-Tag. Am Samstag war es nach dem Sturm vom Freitag unangenehm kalt und wechselhaft. Heute sollte es "nur" noch etwas regnen. Ich zog mich an und ausgerüstet mit Feldstecher los in Richtung Sichtern. Ich nahm keinen Rucksack mit, denn es sollte ja nur ein kleiner Spaziergang über die Sichtern werden. Schon kurz nach den ersten paar hundert Metern ging es über ein paar umgefallene Bäume. Bis zur ersten Grillstelle sah ich bereits Amseln, Meisen, einen Mäusebussard, Krähen, Buchfinken, hörte den ersten Kleiber und natürlich den Buntspecht, den ich später auch sah. Irgendwo in der Ferne rief der Grünspecht. Das war doch schon einiges. Bei der Hütte der Bürgergemeinde legte ich eine kleine Pause ein. Vlt. würde der Regen ja mal aufhören. Um mich rum hüpften Rotkehlen und flogen munter diverse Meisen und die erste Ringeltaube des Tages. Nach ein paar Minuten wurde der Regen kurz heftiger und flaute dann ab. 

 

So ging ich weiter Richtung Schiessstand. Ich blieb auf der Strasse, sah meine ersten Goldammern und ne Singdrossel. Ein Rotmilan zog auch schon seine Kreise. Irgendwo zwitscherten Sommergoldhähnchen, einzelne Stare zwitscherten auch in den Kirschbäumen. Ich lief zügig weiter. In der Naturhecke sassen im Nussbaum ein Milan und ein Bussard. Ich beschloss, über die Wiese rüber zum Hundesport zu laufen. Mal sehen, ob ich vlt. nochmals den Grünspecht sehen würde. Den sah ich zwar nicht, dafür aber ein paar Buchfinken und Sommergoldhähnchen - und einen wunderschönen Buntspecht. So belohnt entschied ich mich spontan, weiter zu laufen. Wer weiss, was trotz Regenwetter noch alles unterwegs war. An der gewohnten Kreuzung lief ich heute mal nicht gerade aus, sondern wählte den Weg schräg nach unten in den Wald. Was für eine gute Entscheidung! Schon nach den ersten Metern veränderte sich der Wald zu einem wunderbar schönen Stück Wildnis. Ganz allein mit der Natur, Flora und Fauna lief ich den Weg in Richtung Neu-Nuglar. Es war unglaublich! Unterwegs liessen sich Buntspecht und Sommergoldhähnchen sichten. Irgendwo war noch eine Mönchsgrasmücke unterwegs. Ich genoss es, so friedlich, nur das Gezwitscher und die Rufe der Vögel zu hören. Niemand war unterwegs, es war absolut menschenleer - man sollte es nicht glauben, so nah bei Liestal - und wohl keine zwei Kilometer entfernt der Hundesport. Die Eichelhäher waren heute nicht mehr ganz so laut sonst. Wohl sind sie kurz vor dem Nisten. Dann werden sie etwas ruhiger.

 

Ich musste nicht bis ganz nach unten zum Curry-Haus laufen, denn vom Hauptweg bog ein leicht überwucherter Wanderpfad ab, runter zum Hauptweg. Der wiederum führte das renaturierte Brunnenbachtal hinauf zum Weiher. Die Sonne war inzwischen hervorgekommen und tauchte die Szenerie in ein wunderbares Morgenlicht. Die Veilchen, weiss und violett, strahlten mit der Frühlingsplatterbse um die Wette. Am Bach unten blühten die ersten Sumpfdotterblumen. Es war herrlich. Ich genoss das Spazieren - heute war wohl der Tag der Sommergoldhähnchen. Oben beim Bänklein beim Steinkreuz setzte ich mich und genoss das tolle Wetter und diese Stille in der Natur. 

 

Dann kraxelte ich den gerodeten Hang hinauf und überlegte mir oben, ob ich jetzt über die Munimatte sollte oder nicht doch auf den Gempen. Es war ja nicht weit und dort oben war die Feldlerche-Wiese. Da wollte ich gerne mal schauen, ob die Vögel da schon angekommen waren. Also los. Die Wolken sollte ja gemäss Wetter-App noch warten bis nach 15 Uhr. 

 

Der Weg war nicht so spektakulär wie letzten Sommer. Aber ich sah nebst den vielen Sommergoldhähnchen und Rotkehlchen endlich einen Kleiber, nachdem ich schon die ganze Zeit mehrere gehört hatte. So schön! Kurz vor 12 Uhr war ich oben und genoss auf dem Bänkchen das schöne Wetter. Sollte ich jetzt wieder den Weg wie letzten Sommer nehmen? Ja, das war der Plan. Zuerst aber wollte ich bei den Feldlerchen anhalten. Und tat-sächlich flatterten da auf den beiden bzw. den drei Wiesen/Feldern mehrere Paare rum. Ihnen bei ihrem Flug, dem Zwitschern - und sogar der Rückkehr eines Weibchens auf ihrem Feld-Nest - zuzuschauen, war sensationell. Was für eine Freude! Meine erste Sichtung! 

 

Beschwingt ging ich weiter, den Rotmilan am Himmel weiter seine Kreise ziehen lassend. Ich nahm wie schon letztes Mal den Waldweg, lief aber nicht den üblichen Weg durch Nuglar, sondern wählte die Waldstrasse kurz oberhalb. Diese führte wie erwartet um den Berg rum und endete an der Strasse zum Gempen, kurz oberhalb der Munimatte. Ich lief bis zum Waldrand, dort aber nahm ich wie schon mehrfach heute einen anderen Weg. Er führte in Richtung Röserental. Allerdings lief ich diesen nicht bis ins Tal - das hebe ich mir für ein anderes Mal auf - sondern bog bald nach rechts ab. Auch hier war ich immer noch alleine auf weiter Flur, bis auf den Mäusebussard auf einer alten Föhre. Die Waldstrasse führte in Richtung Schauenburgstrasse. Ich entschied mich, diese nicht bis zu Ende zu laufen und wählte den nächsten Abzweiger - wen wundert es - einen wiederum leicht überwucherten Wanderpfad. 

 

Ich vermutete, dass dieser auf die Höhe führen würde, von wo es nahe den Sichternhof gehen sollte. Auf der Höhe, auch hier fast alles gerodet, aber immerhin wieder einigermassen bewachsen, sah es aus wie auf einer Höhenheide. Irgendwie war es eine schöne Stimmung, weit weg noch Wolken, über mir aber die volle Sonne. Unter mir quasi lag der Sichternhof. Ich ging ein paar Meter den breiten Weg und bog dann - schon wieder - in einen kleineren Weg ab. Der war anfangs noch breit, danach auch dieser immer dichter überwuchert. 

 

Am Ende dieses Weges gelangte ich an die Treppe, welche vom Schiessstand auf den oberen "Scheibenstandweg" führte. Von hier an nahm ich wieder den gewohnten Weg durch den Wald, lief über die Mästen und erreichte eine halbe Stunde später unser Zuhause. Was war das für ein wunderschöner Tag - wie aus einem kurzen Morgenspaziergang ein mehrstündiger Ausflug wurde - knapp 17 Kilometer, gespickt mit schönen Sichtungen und spektakulären Wolkenbildern und Sonnenfenstern.