
Die heutige Wanderung könnte man unter das Motto "Die Heimat neu entdecken" setzen. Ich hatte den Weg zuvor in Komoot eingegeben. Wir, Roger, Lars und ich, starteten um 8 Uhr ab unserem Zuhause. Die Sonne war auch schon munter. Es war einfach super Wetter. Noch frisch, aber nicht mehr kalt. Wir überlegten uns noch, was wir wohl am besten anziehen sollten: Zwiebellook oder nur Shirt und Jacke oder ... Die Route zeigte 440 Höhenmeter rauf, gleichviel wieder runter über knapp 14 Kilometer. Es zeigte Wald, Wiesen und Felsen. Als Erstes sollten wir auf den Weg Richtung Röserntal gelangen. Da irgendwo durch den Wald hinauf, dann wieder hervorkommen und via Munimatte, Sichtern, hinter dem Schiessstand durch wieder auf den "altbekannten" Weg zurück nachhause.
Die erste Viertelstunde war ja noch klar, wo wir liefen. Oberhalb des Sichternquartiers, Tierpark in Richtung Röserntalweg. Das war ja noch bekannt. Dann führte der Weg in den Wald hinein. Um uns rum zwitscherten Amsel, Drossel, Zilpzalp, Sommergoldhähnchen, Buchfink, Mönchsgrasmücke etc. zwitscherten. Sie alle waren unterwegs. Milane, Bussarde und Krähen sahen sich das Ganze von oben an. Der Weg führte zuerst durch den Wald.
Schon bald kam der Bauernhof in Sicht, an dem man auf der Strasse in Richtung Bad Schauenburg vorbei fährt. Die Häuser von Liestal waren ausser Sicht und man wähnte sich irgendwo in der Innerschweiz auf einem Wanderweg. Und schon bald entdeckten wir, also Lars, das erste Reh. Die Blumen am Wegesrand blühten wunderschön und strahlten in der Morgensonne. Plötzlich standen wir an einer Absperrung. Gesperrt wegen Erdrutsch. Also hiess es, auf den Nebenpfad ausweichen. Dieser führte in Richtung Bad Schauenburg. Zum ersten Mal sahen wir auch die Burgruine, die rechter Hand des Hotels auf der Krete thronte; beeindruckend.
Der Pfad führte uns über die Wiese und ein paar Minuten später standen wir an einer altbekannten Kurve, die um ein im Sommer hoch bewachsenes Feld führt, was einem immer die Sicht versperrt. Das war speziell, einmal die Wege zu laufen, die über altbekannte Strecken führen - und man sich schon bald wieder mitten ursprünglicher Natur wiederfand, zwischen Immergrün, Bärlauch, Zwiebelschaumkraut und von Moos überwachsenen Baumriesen. So nah der Zivilisation und gleichzeitig doch so fern; genial.
Die Sonne schien durch die noch blattlosen Bäume, deren Knospen kurz vor dem Spriessen waren - die Felsformationen verstärkten die tolle Stimmung, das Gefühl, in die unberührte Natur einzutauchen. Der Weg schlängelte sich auf dem Laub des letztes Herbstes eng durch die knorrigen Bäume, Wurzeln und den Jungwuchs. Bald schon führte der Wanderweg uns auf die Mergelstrasse, die steil nach oben führte. Oben angekommen standen bzw. liefen wir in lichtem Wald. Keine Menschenseele, bloss die Vögel - und sicherlich irgendwo gut versteckt alle anderen Tiere. In der Nähe trommelten Buntspechte, die wir kurz darauf auch sahen.
Nach einer Weile führte der Weg wieder aus dem Wald hinaus und kreuzte die Strasse. Auch diese Ecke kannten wir nur vom Durchfahren. Wir waren jetzt relativ nahe des Restaurants Schönmatt. Aber das war ja nicht unser Ziel. Auf der anderen Strassenseite gings wieder in den Wald, der steinige Weg schlängelte sich noch etwas weiter hoch. Bald schon hiess es links abzweigen auf einen schmalen Pfad durch lichtes Unterholz. Auch hier hatte wohl der kürzliche Sturm oder vlt. auch ein älterer Spuren hinterlassen. Ein geborstener Baumstumpf rechts und drei Bäume vor uns quer über den Weg zeugten von der Macht der Natur. Kurz drüber steigen und weiter wandern, der sonnigen Lichtung entgegen.
Nach ein paar Kürvchen - inzwischen waren wir auf Solothurner Boden - sah Lars einen kleinen Abzweiger zu einer uralten Bank, ich glaube von 1971. Sie reichte grad für uns drei. Einen Meter vor uns ging es senkrecht über eine Felswand hinab. Also Vorsicht war geboten. Wir genossen ein kleines Apfel-Tee-Päuschen. Ich hatte wieder mal kein Wasser dabei. Es war genial. Die Aussicht reichte zum Gempen, Seltisberg, Munimatte bis hinten zur Jura-Bergkette. Und dahinter stieg die Dampfsäule von Gösgen hoch.
Um uns die Büsche kurz vor der Blüte; Weissdorn, Schneeball, Hartriegel und einiges mehr. War für eine friedliche Ostermontags-Stimmung. Nichts ausser Natur pur! Und wir mitten drin! Nach ein wenig Sonne-Genuss machten wir uns wieder auf den Weg. Es war jetzt 10 Uhr. Man sollte wirklich nicht meinen, dass wir ganz nah der Zivilisation waren. Unterwegs hatten wir erst 1 Grüppchen Wanderer getroffen. Wir liefen den schmalen Pfad entlang, der schon bald links abbog und steil um die Felsen den Waldhang hinab führte. Unterwegs entdeckten wir auf einem unglaublich hohen Baum einen uralten Nistkasten. Der sah so dermassen verwittert - und vor allem unerreichbar aus, dass wir davon ausgingen, dass der schon Jahrzehnte lang mit dem Baum mitgewachsen sein musste. Irre! Schon bald kamen wir an einer Quellfassung vorbei, die gemäss Inschrift am Felsen in den 70iger Jahren gebaut worden sein musste. Was für eine Leistung, hier so eine "Anlage" zu bauen. Man hörte gut, wie das Wasser unter den Deckeln der Rohre durchfloss. Weiter unten trat es teils wieder zutage - oder floss dran vorbei, wer weiss. Es war auf jeden Fall wunderschön, hier hinunter zu laufen.
Und auch eine Gedenktafel an einen Dr. Thomas Domeck oder so. Der wurde mit 33 Jahren auch nicht alt. Was auch immer da geschehen sein mochte. Aber wir liefen weiter, vorbei an einem plätschernden Bächlein unterhalb der Quellfassungen. So malerisch, mitten im Wald und in der Sonne sich spiegelnd. Nach ein paar Zickzack-Kurven standen wir in der Talsenke auf der Wiese - die mit diversen einzelnen Busch- und Tannengruppen geziert war. Noch ein Blick zurück auf die eindrücklichen Felsen. Auf welchem wir wohl gesessen hatten. Roger meinte, auf dem ganz rechts, wir meinten, auf dem ganz links. Der Wegführung nach müsste es wohl irgendwo in der Mitte gewesen sein. Egal, war ja nicht so wichtig.
Wir versuchten der Wegführung von Komoot zu folgen, erwischten aber einen leicht anderen Weg. War nicht so schlimm, er führte auch durch den Wald. Die Sommergoldhähnchen begleiteten uns eine Weile mit ihrem Gezwitscher. Offensichtlich war auch dieser Weg nicht mehr so oft begangen worden, so überwuchert war er. Die Vegetation hatte sich auch verändert. Hier säumten zahlreiche Stechpalmen den Weg.
Nach einer Weile hiess uns Komoot nach rechts abzubiegen. Wieder mal ging es steil hinauf. Dieses Mal auf Treppenstufen - 150 waren es; ich hatte sie gezählt! Aber trotz der Anstrengung war die Umgebung einen Blick wert. Lichter Hang mit unterschiedlichem Bewuchs, steinig und nach wie vor voller Stechpalmen.
Oben angekommen zuerst noch mal einen kleinen Schluck Tee. Dann ging es auf der Ebene in Richtung Munimatte. Wir kamen an deren hinterem Ende an. Von da an wäre es noch ein Katzensprung zur Abzweigung Richtung Gempen. Wir jedoch bogen nach links ab und entdeckten eine riesige Feuerstelle. Die war ja cool, wunderschön angelegt und tatsächlich noch sauber. Das merkten wir uns für einen künftigen Ausflug zum Schlangenbrot-Grillieren. Den Waldrand entlang liefen wir bis zum Ende der Munimatte.
Hier kamen uns die ersten Spaziergänger entgegen. Die Waldstrasse führte uns zum altbekannten Abzweiger nach dem Schiessstand und die Kurve hinunter zur alten Grillstelle hinten am Sichternwald. Und schwups waren wir wieder mitten in der Zivilisation. Es war kurz nach elf und die Leute waren alle unterwegs mit Kind und Kegel - und Hunden. Naja, wir hatten ja jetzt immerhin drei Stunden die Natur für uns alleine gehabt. Wir spazierten den Rest hinunter nachhause, wo wir uns alle einen wohlverdienten Schluck Wasser gönnten. War ein cooler Wanderspazierung an diesem sonnigen Ostermontag. Hat Spass gemacht, die Heimat quasi neu zu entdecken - auf diesen 14,5 Kilometern.