
Was als Komoot-Tour "Itingen-Zunzgerhard-Oberdiegten" geplant war, wurde zur "Itingen-Zunzgerhard-Hölstein"-Wanderung. Heute zog ich wieder mal alleine los. Das Wetter war bedeckt, leichter Nieselnebel. Ich nahm die S3 von Liestal nach Itingen. Zuerst ging es durch das Aussenquartier in Richtung Wiese-Wald. Als Erstes zog ein Graureiher über mich hinweg. Nach den ersten 15 Minuten war ich definitiv in der Natur. Und schon gings steil bergan. Naja, irgendwoher mussten ja die 320 Höhenmeter kommen. Der Weg führte zwischen zwei lichten Hecken hindurch. Schlüsselblumen und Veilchen blühten, überall waren die Blatt-Triebe am Austreiben. Junge Baumsämlinge kämpften zwischen den alten Bäumen zahlreich um Licht und Platz. Am Wegesrand stand ein schöner alter Nussbaum. Herrlich! Und während ich noch überlegte, ob ich nicht gleich den Feldstecher umhängen sollte - sonst geht mir noch ein Vogel durch die Lappen - flog doch grad vor mir ein Grünspecht von einem Obstbaum in den nächsten. Klar, war er weg, während ich noch das Ding aus dem Rucksack wuselte.
Naja, ich hatte ihn gesehen und nachher noch ein paar Mal rufen hören. Überhaupt war auch heute viel los. Amseln, Buchfinken und Ringeltauben riefen, Kohlmeisen und Blaumeisen ergänzten das Konzert. Alte Orni-Hasen würden wohl noch viel mehr erkennen. Ich aber genoss es, zumindest einen grossen Teil zu erkennen. Es war eine ganz mystische Stimmung. Links von mir noch der Wiesenhang mit den Obstbäumen, vor und rechts von mir der Wald. Wenigstens regnete es nicht. Man könnte meinen, es sei früher Herbst, nicht mitten im April.
Immer mal wieder ein Blick auf die Wegführung, denn ständig zweigte irgendwo ein Weg ab. Die Waldstrasse schlängelte sich in sanften Kurven nach oben. Kurz darauf waren die erste Singdrossel und Sommergoldhähnchen zu hören. Die Drossel war auch bald zu sehen. Die letzteren sollte ich erst später auf meiner Wanderung zu sehen bekommen. Auch gut zu hören waren Buntspecht und Kleiber. Auch diese beiden Arten sah später noch. Der Eichelhäher war nur zu hören. Der Wald war wirklich beeindruckend. Ein richtiger Mischwald. Überall war das Unterholz schon zahlreich vorhanden. Auch in diesem Wald auf der ganzen Strecke - war viel gerodet worden.
Aber immer so, damit der Wald mehr Luft und Licht bekam. Doch es gab auch ganz wilde Ecken. Da waren vielerlei verschiedene Bäume: Buchen, Erlen, Eschen, wilde Kirschen, div. Tannen/Fichten, viele alte, morsche und mit Efeu bewachsene, wilden Schneeball, Stechpalme, Heckenkirsche und vieles mehr. Es war wirklich wunderschön. Mit etwas Sonne wäre es wohl noch um einiges beeindruckender. Bei genauerem Hinsehen hätte ich wohl noch viel mehr Baumarten entdeckt. Es war ja so schon genial, was da auch an Gräsern und Waldblumen war. Gelbe Windröschen, Lungenkraut, Veilchen, verblühte Frühlingsplatterbsen und und und...
Die Bäume waren allesamt imposant. Es gab auch Wegabschnitte, da wäre rechts und links kaum ein Durchkommen gewesen, denn da machten Jungtannen und andere Sträucher wie die Heckenkirschen, Clematis etc. alles dicht. An einigen Stellen liess man das Holz - zum Glück - einfach liegen, an anderen blieben Holzstümpfe stehen, welche schon etliche Spechtlöcher aufwiesen. Dazwischen hing immer wieder mal ein Baum zwischen den anderen und durfte den Kreislauf abschliessen. Tatsächlich entdeckte ich unterwegs auch zwei (Wald)- oder Gartenbaumläufer. Bald kreuzte auch eine Misteldrossel meinen Weg.
Irgendwann führte der Weg auch aus dem Wald hinaus und die ersten Höfe, Äcker, Wiesen und Obstplantagen kamen in Sicht. Irgendwo riefen ein Eichelhäher und ein Kolkrabe. Die ersten Rotkehlchen hüpften sichtbar durchs Gesträuch. Ich überlegte, ob ich weitergehen oder nach Hölstein abbiegen sollte. Ich entschied mich fürs Erstere. Der Weg führte zuerst über eine grosse Fläche, die endlos schien. Stimmung und Sicht waren trotz bedecktem Himmel unglaublich. Hier war man wirklich weit weg von Lärm und Leuten, so schien es. Einfach nur viel Wiese, Kulturland und ein paar einsam gelegene Höfe.
Wie schon mehrmals heute gings in den Wald und dann wieder hinaus, dem Waldrand entlang. Dort sah ich dann den ersten Kleiber und eine Blaumeise. Tatsächlich entdeckte ich auch noch ein Sommergoldhähnchen. Zu hören waren ja unglaublich viele. Später kamen mir Sonntagsspaziergänger entgegen. Danach noch einen Schritt auf die Wiese hinaus und einen Blick ins Waldenburgertal hinab; leider auf dem Bild nicht gut sichtbar.
Wieder alleine genoss ich es im urwüchsigen Wald. Plötzlich entdeckte ich links von mir einen als "Naturschutzgebiet", künstlich angelegten Weiher. Eine Wanderin gesellte sich dazu und suchte die vielen Froschlaich-Klumpen, die sie vor kurzem noch gesehen habe. Sie waren nicht mehr da; ein Rätsel.
Ich zog weiter. Der Weg wurde wieder breiter, ein Mergelbelag, schon fast eine Forststrasse. Zuerst gings eben, dann leicht geschwungen und bergab. Schon bald wurde ich von einem kleinen Grüppchen Nordic-Walker überholt. Ne nette Truppe, allerdings auch etwas laut. Aber klar, sie hatten ja nicht alles dasselbe Vorhaben. Ich traf sie später wieder, als sie Pause machten. Das war auch die Stelle, an der ich mich definitiv für eine Anpassung der Tour entschied. Ich hätte nämlich noch 45 Minuten der Hauptstrasse entlang nach Oberdiegten laufen müssen. Auf das hatte ich wirklich keine Lust. Auch nicht darauf, dort dann schlimmstenfalls eine Ewigkeit auf einen Bus warten zu müssen. Wenn das Wetter etwas besser gewesen wäre, hätte ich evtl. den Weg nach Diegten eingeschlagen. Vielleicht hätte der ja irgendwo noch durch das Chilpen-Gebiet geführt. Aber so, nö. Ich passte also meine Tour an und lief von jetzt ab in Richtung Hölstein.
Eine gute Wahl. Das war sehr eindrücklich, denn schon bald gings auf die Ebene hinaus. Vor mir stand ein Birnbaum in voller Blüte. Wenn jetzt noch die Sonne schiene, was für eine Kulisse! Doch auch so war die Szenerie schön; zu sehen, wie alles quasi am Start war (wie Lars jetzt sagen würde).
Von da hatte man den Blick in Richtung Hölstein, auf der anderen Seite Richtung Niederdorf ins Tal und gegenüber auf die Strasse, die wohl nach Reigoldswil führte. Die Apfelbäume standen kurz davor, die Knospen zu öffnen. Das wäre sicher schön in zwei, drei Wochen. Über mir kreisten 4 Rotmilane und irgendwo in den alten Bäumen links von mir rief ein Grünspecht. Vielleicht antwortete er dem auf der anderen Talseite, wer weiss. Ich lief weiter und kam kurz danach bei Flavios Zuhause an. Svenja war noch da und nahm mich gleich mit nachhause. Unterwegs machten wir noch einen Abstecher ins Öpfelhüsli. Das war eine echt schöne Tour, trotz Abkürzung und bedecktem Himmel; Heimatkunde der anderen Art.