
Wie gestern schon gesagt, hatten wir heute besondere Pläne. Mission 1: Wanderschuhe für Jacqueline, Mission 2: Wanderung ins Val Trupchun :-) Um kurz nach neun Uhr zogen bzw. fuhren wir los. Gut genährt nach einem leckeren Frühstück, ausgerüstet mit Proviant und allem, was nötig ist. Sogar die Sonne war schon auf. Auch heute war die Menge an Sonnenschein und Wolken ausgeglichen; gerade richtig. Nach einer kurzen Fahrt über den Julierpass standen wir bald im Schuhgeschäft bei Samedan. Und tatsächlich wurden wir fündig und Jacqueline konnte sich entspannt auf eine schöne Wanderung freuen.
Kurz nach zehn Uhr starteten wir beim Eingang zum Nationalpark oberhalb von S-Chanf. Wir nahmen den Weg auf der rechten Seite, der uns stetig bergan ansteigend auf die Höhe der Alp Trupchun führte. Der Pfad führte anfangs durch lauschigen Lärchen- und Tannenwald. Auch hier war der Waldboden von feinstem Gras überzogen, zahlreiche wunderschöne Alpenblumen schmückten den Wegesrand.
Gleich nach der grossen Brücke im Tal hatte man die Wahl, auf der Strasse links vom Fluss zur Varusch-Hütte zu laufen. Oder man nahm das Strassenstück nach rechts, welches nach zwei, drei steilen Kurven wieder auf den Waldpfad führte. Dort stand auch ein grosses Schild mit Informationen zum Park. Nach etwa der Hälfte waren die ersten Wandergrüppchen zu sehen, die am Rand sassen und mit ihren diversen Spektiven die andere Bergseite absuchten. Klar durften wir auch den einen oder anderen Blick geniessen bzw. den alleine äsenden Hirsch sehen. Etwas später sahen wir dann - auch ohne Feldstecher unterhalb des Weges zwei Rehe. Die Murmelis und Tannenhäher kündigten unser Vorbeilaufen stets mit lautstarken Warnrufen an. Diese schönen Sichtungen entschädigten für den doch einigermassen anstrengenden Anstieg. Die Steigung schien nie zu enden. Doch natürlich fand auch dieser Wanderweg seinen Endpunkt, nämlich bei der Brücke, die über den Fluss führte - und wo sich die beiden Wanderwege wieder vereinten. Jetzt mussten wir definitiv eine kleine Verschnauf-/Trinkpause einlegen. Ein kurzer Blick auf das eine oder andere Murmeli, dann gings weiter.
Noch ein paar hundert Meter und wir sassen um kurz vor halb zwei bei der Trupchun-Hütte und beim Pic-Nic - die grosse Hirschherde am obersten Berghang im Blick. Den alleine weidenden Steinbock weiter hinten im Talkessel konnten wir mit dem Feldstecher auch sehen. So wunderschön. Aber das Tüpfelchen auf dem i war der Bartgeier, den wir kurz vor unserem Start zum Rückweg am Himmel seine Kreise ziehen sahen. Einfach herrlich!
Nun denn, um kurz vor halb drei machten wir uns auf den Weg hinunter zur Varusch-Hütte. Für den Rückweg wählten wir den Weg auf anderen Seite des Bachs. Es ist immer wieder faszinierend und eindrücklich, zu sehen, wie die Witterung die Landschaft laufend verändert. Jedesmal, wenn wir das Tal besuchen, liegen die Gesteinsmassen wieder anders. Das Geröll lag quasi neu geschichtet im Bach. Dort, wo letztes Mal - zumindest in unserer Erinnerung noch ein kleiner Haufen lag oder noch Spuren der letzten Schmelzwasser sichtbar waren, bildete das Geröll neue Moränen. Die diversen Brückchen wurden und werden ständig renoviert. Die Wege hingegen werden stellenweise immer schmaler. Es liess sich erahnen und sehen, was trittsicher bedeutet. Wenn man sich die Gegend näher ansehen wollte, war es - wie immer - ratsam, einen Moment stehen zu bleiben, um nicht irgendwo über Wurzeln oder Steine zu stolpern. Es könnte sonst der letzte Stolperer sein.
Nach etwa einer Stunde erreichen wir die Varusch-Hütte. Inzwischen schmerzte mich mein Hallux derart, dass sich Jacqueline gemeinsam mit mir eine kleine Bahnfahrt mit dem Parkzügli zurück zum Haupteingang gönnte. Roger und Lars marschierten im Laufschritt Richtung Parkplatz - und waren denn auch tatsächlich schneller, nicht zuletzt, weil wir eine kleine Verzögerung hatten. Aber wir hatten ja Zeit!
Kurzer Schuhwechsel und schon gings heimwärts - mit Zwischenstation in der Migros bei Samedan, wo wir schon morgens waren. Hier kaufte ich mir noch eine spezielle Engadiner Sportsalbe, die auch bei Halluxschmerzen helfen sollte. Mal sehen. Dann aber endlich heimwärts zum Hotel Guidon, wo wir uns das schon traditionelle Wander-Feierabend-Apéro-Bier gönnten - mit Chips. Das war fein! Aber Hunger hatten wir natürlich immer noch. So standen wir Frauen denn auch schon bald in der Küche und kochten einen Berg Spaghetti (ok, es war wirklich etwas viel). Dazu gabs Salat. Das hatten wir uns verdient, hatten wir doch auch heute wieder knapp 14 Km (also die Mannen) gelaufen. Aber auch unsere 12 waren nicht ohne. Höhenmeter waren es mit knapp 500 etwas weniger als gestern mit über 650. Auch heute mit Petrus' Unterstützung ein wunderschöner gelungener Wandertag in den Bündner Bergen!