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Bivio-Wanderferien - Tag 2 Bivio-Alp Flix-Bivio

Um kurz nach halb sieben war ich wach. Um die anderen nicht zu wecken, versuchte ich, ohne grösseren Lärm in das Mini-Wohnzimmer zu erreichen. Lars gesellte sich schon bald dazu und um sieben zogen wir los, im Volg die gestern bestellten Brötchen zu holen. Es kamen noch Brote und leckere Gipfeli dazu. Bis wir zurück waren, waren Roger und Jacqueline auch schon auf. Nach einem leckeren Frühstück bereiteten wir unseren Proviant vor und füllten unsere Rucksäcke.

 

Beim Schuh-Anziehen gab es schon die erste Überraschung: Jacquelines Wanderschuhe gaben den Geist auf bzw. die Sohle! OK, Plan B: Die Trekking-Schuhe. Und es konnte losgehen. Blumen aller Art säumten den Weg. Seien es Glockenblumen oder Hauswurz, um nur deren zwei von unzähligen Alpen-Kostbarkeiten zu nennen.

Aber auch die übrige Szenerie war beeindruckend - auch im Sommer, nicht bloss unter einer dichten Schneedecke. Es war einfach wunderschön. Nadelhölzer, vor allem Arven und Lärchen, wechselten sich ab mit Grasdecken und Geröll-Massen. Das Lichtspiel war auch unglaublich!

 

Schon nach den ersten 10 Minuten erlebten wir die nächste Überraschung; diesmal eine positive! Wir sahen unsere ersten Alpensalamander! Insgesamt 3 an der Zahl. Wir konnten sie sogar in einen kleinen Video filmen.

 

Danach ging es Schritt für Schritt der Alp Natons entgegen. Der Anstieg führte uns durch Alpen-Tannenwald, der Boden bewachsen mit zahllosen Heidelbeer-sträuchern, Blumen aller Art. Zwischendurch hörten - und sahen - wir sogar zwei junge Tannenhäher. So eindrücklich. Noch ging unser Puls einigermassen normal, obwohl wir natürlich die Höhe schon spürten. Ist ja klar, wir waren das auch noch nicht gewohnt. Die Alp erreichten wir auch in der Wander-Zeit von 1 Stunde - wie angegeben. Noch wussten wir nicht, was für steile Wege und Herausforderungen uns noch erwarteten. Das Wetter war traumhaft. Immer mal wieder Wolken, die für etwas Schatten sorgten. Die Temperatur war auch erträglich; nicht zu heiss.

 

Ab der Alp Natons sollte uns gemäss Wanderschild der Weg in weiteren 1 1/2 Std. auf die Alp Flix führen. Das Wetter war genial. Immer wieder Wolken in allen möglichen Formationen, Sonne zwischendrin. Gerade richtig, denn nur Sonne wäre gar zu viel gewesen. Immerhin hatten wir einen Anstieg von über 500 Höhenmetern bis auf den Kanonensattel zu überwinden. Die Höhenluft wurde immer dünner, der schmale Wanderweg ging nach der Alp Natons von Wurzel-/Steinweg über in steile Anstiege. Zum Glück hatten wir unsere Wanderstöcke dabei. Die halfen, die steilsten Stücke besser zu bewältigen.

 

Die Kühe fanden uns zum Fressen - äh Lecken - gut. Sie freuten sich über jeden Wanderer, der ihren Weg kreuzte. Alle wurden wir abgeleckt bzw. das Salz auf unserer Haut, wenn wir nicht schnell genug auswichen. Die Murmelis hatten uns auch immer im Blick. 

Kurz vor dem Kanonensattel gönnten wir uns eine kleine Pause mit einem traumhaften Ausblick hinunter auf die bereits gelaufene Wegstrecke und noch viel tiefer den Marmorera-Stausee. Bis zur definitiven "Überquerung" sollte es allerdings noch eine Weile dauern. Wir hatten noch etwa eine halbe Stunde Weg vor uns. Der leichte Anstieg führte über mehr oder weniger ebenes Gelände. Kurz danach ging es wieder steil hinunter. Etwa ab dieser Stelle musste Jacqueline feststellen, dass auch ihre Ersatzschuhe den Geist aufzugeben drohten. Süferli also ab da in Richtung Alp Flix, die uns bereits in der Mittagssonne entgegenschien.

 

Kurz nach eins sassen wir dort und genossen unser wohlverdientes Mittagessen. Vom Alp Flix-See war allerdings momentan nix zu sehen. Ob wir da was übersehen hatten? Es stand aber auch nirgends ein entsprechender Wegweiser, bloss der Wanderweg-Wegweiser, der wieder hinunter Richtung Sur führte.

 

Um etwa halb zwei nahmen wir den Abstieg in Angriff. Schon bald fanden wir uns auf dem Waldweg, wieder ein mit Wurzeln überzogener schmaler Pfad. Rechts und links säumten Eichen und Tannen, Lärchen den Weg, der Waldboden überzogen mit den schönsten Blumen und Gräsern. Etwa eine halbe Stunde später, an einer Weggabelung, trafen wir eine Wandergruppe, die bergauf unterwegs war. Jetzt hiess es sich zu entscheiden, ob wir wirklich nach Sur hinunter oder doch rüber nach Bivio laufen sollten. Naja, auf jeden Fall Bivio, meinte der Eine. Das sei eine wunderschöne, gemütliche Strecke. Und zudem, so Roger, sagte uns ja Franziska gestern, dass der Bus von Sur nach Bivio nur zweimal täglich fahre. Naja, zwei, drei Stunden warten müssen, war denn doch nicht so verlockend. OK, Entscheid getroffen und schon bald liefen wir durch wunderschönes Wald-Moor-Wiesengebiet, mit einer superschönen Stimmung. Die Sonne schien, die Bäume spendeten Schatten, die Schuhe hielten gerade noch. Allerdings waren wir alle langsam müde. Knie, Beine, Waden, Füsse - mal mehr, mal weniger - waren zu spüren.

 

Und nach wie vor war Konzentration gefragt, denn immer wieder fiel der Weg durch den Wald steil in Richtung See ab. Auf etwa Höhe Mitte See gabs nochmals eine kleine Pause und ein Blick auf die Apps bzw. Karten auf dem Handy. Mussten wir wirklich nochmals auf die Alp Natons oder ginge es auch anders? Es ging. Und fünf Minuten später - es war jetzt etwa drei Uhr nachmittags - wanderten wir auf einer breiten Schotter-/Kiesstrasse, die mal rauf mal runter zum Ziel führte. Roger und Lars waren schon bald ausser Sicht, Jacqueline und ich entdeckten unterwegs zahlreiche Himbeersträucher, von denen wir schon bald naschten.

 

So gestärkt nahmen wir den Rest des Wegs unter die langsam doch wirklich müden Füsse bzw. den schmerzenden Hallux. Ich konnte es nicht erwarten, endlich anzukommen. Jacqueline ging es nicht anders. Schlussendlich, es war inzwischen kurz vor vier Uhr, erreichten wir den Ausgangspunkt, bzw. die Abzweigung bei Bivio, wo der Wanderweg in den Wald führte. Nach etwa 50 Metern entdeckten wir Roger und Lars in der "Giuglia", bis zum Hals unter Wasser. Sie genossen das kühle Bad in höchstem Masse. Leider vergassen wir, diesen denkwürdigen Moment zu fotografieren. Während sie dem Flüsschen entstiegen und sich abtrockneten, liefen wir zwei schnurstracks ins Hotel Guidon, um uns den mehr als verdienten Latte Macchiatto und die feine Nusstorte zu gönnen. 5 Minuten später gesellten sich Roger und Lars dazu und genehmigten sich ein kühles Bier. Mannomann, wir waren alle müde - immerhin hatten wir statt der geplanten 7,1 km deren 15 gelaufen. Anstrengend, aber schön war sie. Danach gings in langsamen Tempo heim und ab unter die Dusche. 

 

Zuvor aber hatten wir fürs Nachtessen reserviert. Das war eine gute Entscheidung. Wir genossen alle ein feines Gordon bleue, Roger und Lars zuvor noch einen Salat, dazu einen feinen San Giovese. Zum Abschluss gabs Espresso, für Lars ein Coup Danmark, für Jacqueline und mich ein Bananen-Splitt mit 2 Löffeln - gerade richtig in der Portionsgrösse. Was für ein wunderschöner erlebnisreicher Tag mit tollen Ausblicken, Momenten! Auch wenn es anstrengend war; toll war es! Morgen ist ein etwas gemütlicherer Tag angesagt. Mal sehen, ob wir dann auch neue Wanderschuhe für Jacqueline finden.