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Linde von Linn - die etwas andere Tour

Die Linner Linde (im Aargauer Volksmund d Lende vo Lenn) ist eine markante Sommerlinde (Tilia platyphyllos), die in der Nähe von Linn auf dem Gemeindebann von Bözberg im schweizerischen Kanton Aargau steht.

Mit einer Höhe von 25 Metern und einem Stammumfang von elf Metern gilt sie als der mächtigste Baum des Aargaus. Die Legende besagt, dass die Linde zum Gedenken an die Pest von einem der letzten übrigbleibenden Dorfbewohner gestiftet wurde. Die Pest wütete im Dorf Linn im 16./17. Jahrhundert besonders heftig. Das tatsächliche Alter der Linde ist aber weit höher, man geht von rund 800 Jahren aus.[1]

Eine weitere Sage droht, dass die Welt untergehen müsse, wenn die Linde eines Tages nicht mehr einmal jährlich ihren Schatten auf das Schloss Habsburg, den Stammsitz der gleichnamigen Dynastie werfe: «Leit d linde nüm ihres chöpfli ufs Ruedelis hus, so eschs met allne wälte us» (mit «Ruedeli» ist Rudolf von Habsburg gemeint).

Quelle: Wikipedia

 

 

Schon vor längerer Zeit erzählte mir Roger von der Linde, die ich bis dato noch gar nicht kannte. Am Samstag beschlossen wir spontan, am Sonntagmorgen vor der grossen Hitze (30° Grad sollte es geben), einen Ausflug zu machen. Dort, wo er das erste Mal bloss Fotos gemacht hatte, sollte es einen Kultur- und Naturweg geben - 4 km in 1 Std. Also keine grosse Sache; ein gemütlicher Sonntagmorgen-Spaziergang.

 

 

Kurz vor halb neun kamen wir an. Roger gönnte sich noch ein paar Bilder von diesem ehrwürdigen Gesellen, danach gings los. Ab dem Bushäuschen geradewegs auf den Hügel zu - es gäbe da überall Hinweisschilder. Diejenigen mit Kinderwagen sollten einfach das Föhrenwäldchen umgehen. War ja kein Thema für uns. 

 

 

Bergan ging es, die Wärme schon jetzt spürbar. Aber oben winkte ja bereits der kühle Wald. Unterwegs begleiteten uns zahlreiche Schachbrettfalter, auf der Wiese pickte eine Misteldrossel eifrig Insekten für die Jungen. Zwar waren noch keine Hinweistafeln zu sehen, aber immerhin war der Weg mit Wanderweg-Zeichen markiert.

 

Die Aussicht war grandios. Ausblick ohne Ende! Schon bald erreichten wir den Wald. Hier zwitscherte es und überall flatterten Amseln und allerlei andere Vögel durchs Dickicht.

 

Inzwischen hatte uns der Weg einigermassen steil nach oben geführt. Unterwegs trafen wir den einen oder anderen hölzernen Wegbegleiter an. Wir schienen also richtig zu sein, wohl der "Kultur"teil des Wegs; dachten wir. Oben auf der Höhe angekommen wurden wir mit einem Ausblick aufs Tal belohnt - Wohin auch immer unser Blick ging, evt. wars der Schwarzwald? Die Richtung könnte stimmen. 

 

 

Etwas speziell war es schon. Inzwischen waren wir schon über eine halbe Stunde unterwegs. Gemäss Rogers Garmin waren wir auch schon 2 km gelaufen. Also müsste der Weg gelegentlich wieder nach rechts abbiegen, damit wir wieder auf dem Rückweg wären. Seltsam, naja, egal. Es war ja noch früh, und wir wollten uns ja bewegen. Die Natur auf jeden Fall belohnte uns. Es gab allerlei schöne Wildkräuter und Pflanzen, unzählige Schmetterlinge auch im lichten Wald.

 

 

Aber falsch gedacht, irgendwie schien der Weg nicht der zu sein, den wir erwarteten. Wir nahmen mal das Handy zur Hand und schauten nach, denn inzwischen waren Brugg und Staffelegg und Zeihen als mögliche Wanderziele angegeben. Sowas Komisches war uns beiden noch nie passiert. Naja, so entschlossen wir uns, das Ganze weiterhin zu geniessen und uns ab sofort einfach konsequent in Richtung "rechts" zu halten, wann immer sich eine Gelegenheit bot. Und ich dachte mir inzwischen, dass es doch besser gewesen wäre, eine Flasche Wasser und einen Hut mitzunehmen...

 

 

Wir wählten jede Abzweigung rechter Hand, die es gab. Inzwischen waren wir eine Stunde unterwegs, wieder im kühlen Wald, wo uns ein paar Eichelhäher schon zetternd ankündigten. Rechts das Waldbächlein, über uns das leicht rauschende Blätterdach und links am Weg eine wunderschöne Mooswand; herrlich!

 

 

Nach eineinhalb Stunden erreichten wir bald wieder den Fuss des Hügels, den wir nun offenbar umrundet hatten. So langsam führte uns der Weg bzw. nun die Strasse wieder in Richtung Linn.

 

Nach diesem letzten Stück und kurz nach dem Weiherchen am Ende der Viehweide kamen wir wieder ins helle Sonnenlicht - und spürten die schon merklich wärmeren Temperaturen. Unsere Begleiterin vom Handy meinte, wie sollten in etwa 500 Metern rechts abbiegen, nach Iberg und rauf auf die Iberg-Höhe. Sodann rauf auf die Höhe. Dort sollte es nach etwas über 1'900 Metern dann irgendwann nach links gehen. Zuvor aber gönnten wir uns noch eine kleine Pause auf einem Bänklein am Fusse einer Wildkirsche. Tatsächlich schmeckten die gar nicht mal so schlecht. So liess es sich ein wenig sinnieren, wie schön wir es doch in unserer mehr oder weniger nahen Gegend haben. Auf unserem etwas längeren Weg haben schon so viel gesehen - auch dass die Bauern hier sehr viel für die Biodiversität tun. Unglaublich, was es da an Insekten und Vögeln zu sehen gibt.

 

 

Und auch hier: Wie so oft wird wird man nach einem Anstieg auf der Höhe mit allerlei belohnt. Einmal mehr eine grandiose Aussicht und auf den zahllosen Wildblumen - unter anderem Wilder Dost - unglaublich viele Schmetterlinge, (Wild)bienen, Schwebfliegen und vieles mehr! Noch eine knappe halbe Stunde nach und durch Linn, ein wunderschönes Dörfchen, hindurch. Dann standen wir wieder auf dem Parkplatz. Kurz Schuhe und Shirt gewechselt, dann sassen wir mit anderen Ausflüglern zusammen unter der mächtigen Linde und genossen unseren Apfel. Übrigens: Da steht auch der Wegweiser zum Natur- und Kulturweg - er weist auf die andere Strassenseite. Aber mal ehrlich: Wer nimmt denn schon einen kurzen Weg durch die pralle Sonne, wenn er stattdessen 9 km durch Wald, Feld und Wiesen haben kann :-) ?