
Heute, 21. Mai 2022 nahm ich zum ersten Mal an einer Exkursion des Natur- und Vogelschutzvereins, Liestal, teil. Um kurz vor 7 Uhr fuhr ich zusammen mit Gabriele und Markus zum Treffpunkt. Die Petite Camargue Alsacienne (gegründet 1982) liegt – wie der Name schon sagt – auf der französischen Seite des Rheins. Inmitten des Gebiets liegt die ehemalige kaiserliche Fischzucht (1852). Die restlichen Teilnehmenden trafen wir eingangs des Gebietes. Erwin erzählte uns kurz ein wenig über die Geschichte der PCA und ihren Werdegang. Dann teilten wir uns in zwei Gruppen auf und um kurz vor 8 Uhr gings los. Geplant war eine Spazierzeit von etwa bis 11.30 Uhr. Gabriele und Markus voran mit ihrem Spektiv und riesigem Wissensvorsprung. Sie hatten beide den Ornithologiekurs absolviert und zudem noch einen Crashkurs i. S. Libellen – wie wir später noch erfahren sollten. Ich war froh, dass ich zumindest den tollen Nikon-Feldstecher hatte, der mir gute Dienste leistete. Natürlich habe ich noch kaum Ahnung von all den Vögeln, ihrem Gesang und/oder Geplauder. Zuerst führte der Pfad durch einen langen Hain, linker Hand eine riesiges Schilfgebiet, rechts Heide. Um uns rum ein endloses Gezwitscher von Nachtigallen. Natürlich habe ich keine einzige gesehen. Die seien fast nicht zu finden, so Gabriele, weil sie sich so gut in den Gebüschen verstecken. Irgendwo weit weg hörten wir den Kuckuck und den Pirol. Letzterer foppte uns den ganzen Morgen, mal hier mal da. Aber gesehen haben wir ihn bis zum Schluss nicht. Aber immerhin: Gehört haben wir ihn bzw. sie. Es waren mindestens zwei.
Nach etwa einer Stunde und einer Feldweg-See-Überquerung standen wir in einem «Hide», einem Vogelbeobachtunghüttchen und versuchten, mit unseren Feldstechern den Neuntöter und sonstige Juwelen zu finden. Auf der nahen Heide standen zahlreiche Weiss- und Schlehdorn-Büsche. Auf eben diesen sollten die Vögel offenbar ihre Vorrats-Schätze horten bzw. aufspiessen. Und tatsächlich - ich dachte schon, ich würde «bloss» die nahen Frösche vor mir im Teich zu sehen bekommen - entdeckte ich meinen ersten Neuntöter. Was für eine Freude! Und schon bald sahen ihn alle; durch Gabrieles Spektiv. Nach einer Weile spazierten wir weiter und kamen schon bald an den Forellenteich. Dort lernten wir: Es waren Reiherenten. Die seien auf eine Art Muscheln spezialisiert, die es dort zu Hauf gäbe. Darum sei man froh um die Enten, welche diese in Schach halten. Und weiter gings durch den nächsten Hohlweg. Es war schon fast romantisch, aber ich war auch froh um meine langärmlige Wanderbluse. Sonst wäre ich wohl arg von den Mücken zerstochen worden. Nach einigen Metern öffnete sich der Weg auf der einen Seite zu einer weiteren Heide. Dort hörten wir zwar Grasmücken, Stare und allerlei weitere Vögel. Aber Neuntöter liess sich keiner mehr sehen. Letzte Woche sei «ergiebiger» gewesen, meinten unsere beiden «Profis». Auch hier zeigt sich einmal mehr, dass Geduld und eine Portion Glück gefragt sind.
Nach ein paar Minuten und Meter weiter schauten wir einer kleinen Schwanenfamilie auf einem kleinen Tümpel zu, den zwei Nutrias gemütlich querten. Kurz darauf standen wir im Halbdunkel nahe eines Schilfgebüschs, wo offenbar ein Rohrsänger sein sollte. Ich konnte den leider nicht sehen, ich hörte ihn bloss. Schon bald liefen wir wieder im schattigen Hohlweg und erreichten bald einen Aussichtsturm, den die meisten erklimmten. Ich blieb unten und bestaunte die Kormorane, Silberreiher und Graureiher, die in der Ferne auf den Bäumen am Rande eines grösseren Weihers nisteten, aber: Während die anderen zum nächsten Ausguck weiterspazierten, ging ich nochmals zurück zum Rohrsänger, um nochmals mein Glück zu versuchen. Und siehe da: Ich sah einen Vogel durchs Gebüsch waten: Dunkelgrau/blau mit langem roten Schnabel. Ui, das war ja ein Glück. Noch nicht wissend, was ich da Seltenes gesehen hatte, lief ich zu Markus, der noch unten am Turm stand und fragte, was das wohl gewesen sein könnte. Er staunte. Da hätte ich eine Sumpfralle gesehen, die seien sehr scheu, das sei wirklich Glück. Und weiter gings. Bald standen wir am Rande des Weihers, den wir kurz zuvor von der anderen Seite gesehen hatten. Eine ganze Weile bestaunten wir vom Ausguck aus die unzähligen Kormorane, Reiher und diversen Enten.
Danach spazierten wir gemütlich weiter zum schönen historischen Gebäude der ehemaligen Fischzucht und seinen Nebengebäuden. Dort war auch das Zentrum mit seinem kleinen Museum, der Ausstellung sowie dem kleinen Café. Leider war an diesem Samstag alles zu; schade eigentlich. Aber wir waren ja ausgerüstet. Im Schatten einer riesigen Kastanie machten wir eine kurze Mittagspause und plauderten. Es war sehr gemütlich. Und was für eine wunderschöne Umgebung. Alles Natur inkl. Heckenrosen, Sumpf-Iris und allerlei Schilf- und Gräserarten.
Und natürlich immer noch irgendwo der Pirol am Singen. Schon bald waren wir auf dem letzten Wegstück, das sich zuerst durch ein paar Weiherchen schlängelte, über denen verschiedenste Libellen schimmernd schwebten. Und schon bald ging es wieder im Schatten der hohen Bäume entlang eines Bachs samt Schilfgürtel links und Sumpf rechts dem Startpunkt entgegen. Auf dem letzten Stück entdeckten wir tatsächlich noch ein Buntspecht-Nest an einem alten abgestorbenen Baum. Die Jungen bettelten unentwegt ihre Eltern an, die im Dauerflug Insekten herbeischafften.
Was für ein toller Morgen in einem faszinierenden Naturschutzgebiet. Es ist schon erstaunlich. Da wächst man ganz in der Nähe auf, war schon nah dran, aber doch nie drin. Da gehe ich sicher wieder hin!